Lepsch laß nit schnappen.

[31] Die Fürsten von Sachsen / Hertzog Ernst vnd Albrecht / haben einen Narren bei sich gehabt / Clausnarr geheyssen / der vil zůkünfftigger ding / auch so an andern orten geschehen seind / verkündiget hat /wie den Döringen vnd Meissen wol bewust. Diser Claus narr ist hernach zu Hertzog Ernsten son / Bischoffen zu Magdeburg vnd Halberstat / kommen /Vnnd auff ein zeit hatte er einen Sammeten pfülben auffgetrennet / vnd die federn so weit die stuben / gestrewet / für Rosen. Nun ist niemandt bei jm gewesen / alleyn der hund des Bischoff Ernsts / Lepsch genannt. Der Bischof ist in sein gemach kommen / vnd die gestreweten federn also gefunden / hart gefraget /wer solchs gethon hat? Vnd in dem der Bischoff also fragte / gehet der hund Lepsch auß der hellen herfür /vnd sperret das maul auff / renset sich / vnnd gehet zu seinem herren zů / wie denn der hund art ist. Da das der Narr sihet / gedenckt er / der hund werd das dem Bischoff sagen / daß er den pfülben hab auffgetrennet / vnd die federn gestrewet / Darumb laufft er zum hund zů / helt jm das maul zů / vnnd schreiet / Lepsch laß nit schnappen. Das brauchen wir auch also in einer erinnerung / wenn[31] wir iemand warnen / daß er schweige / vnnd sprechen: Lepsch laß nit schnappen:

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 31-32.
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