Wer einen andern vom galgen löset / der brächte jhn gern hinan.

[115] Die lere vom Cato beweiset / daß diß war sei: Wer der welt dienet / vnd thůt jr das[115] beste / dem lohnet sie am übelsten. Vnser Herr Gott sendet seinn geliebten Son auff erden / die welt zulehren vnd zuseligen /Vnnd da die welt Gott für solche wolthat dancken solt / keret es sich vmb / vnd erwürget jhm den Son /schendet vnd schmähet jn auffs aller ärgste.

Es beweisen der Juden vnd Heyden bücher / daß es allwegen also bezalet wirt / wo einem gůts vom andern geschicht. Christus hielte Judam für seinn öbersten Apostel vnnd schaffner / der jnen narung / speiß vnd tranck verschaffete / als einem Prior im Closter /Dann Judas ist haußvatter / vnd er verriet Jesum / vnd überantwort jn den Juden. Im Wiglots vom Radt steht geschrieben von Roas von Glois / wie er den König von Corothin erschlagen habe mit drei hundert Rittern / die Königin vnd tochter des lands veriaget / den der König von kind auff erzogen hette. Jugurtha ward vom König zu Numidien erzogen / vnn erschlůg heymlich des Königs beyde sön / vnd machte sich selbs zum könig.

Zu Erffurdt inn Döringen / wolte den Burgermeyster niemandt hencken / alleyn sein eygen geuatter /dem er allwege gerathen vnnd geholffen hette / der hienge jhn. Dann ein jar zuuor hett er jhn vom galgen / dem vonn Schwartzburgk / abgekaufft.

Summa / Ist iemandt der dem andern dienen wölle /der sei gewitziget / vnn gewarte seines lohns dafür /so thůt es jm dester wenigen wee / wann es jm also ergeht. Es schreiben die Weisen von einem Philosopho / der hieß Simonides / der hett zwo truhen / Auß einer gab er den leuten was sie bedorfften / in die ander legt er / was jhm widerumb gegeben ward. Die erste truhen füllet er offt widerumb voll / in die ander kam nie nichts widerumb Sprach er also: Omnia sunt ingrata, nihil fecisse benignè est, Es solt nur keiner dem andern dienen / dann mann weyß jm keinen danck / Das ist der welt art.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 115-116.
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