Es regnet gern wo es vor naß ist.

Sidera cœlo addere. Habenti dabitur.

[141] Wer hat dem wirt geben. Die pferd stallen gern wo es vor naß ist. Wer brot hat dem heut mann brot. Der Teufel scheißt nur auff den grossen hauffen. Der feulsten saw gehört allweg der gröst dreck. Das ist der welt verkerter lauff / daß mann nur stern ann himel wil setzen / holtz inn wald tragen / vnnd wasser inn Rhein / Das ist / geben da vorhin gnůg ist / wie Terentius spricht / O wie übel ist es angesehen / daß die die wenig haben / allweg denen so mehr haben / etwas bringen. Das aber alles geschicht auß falschem aug vnnd affect / vnd ist nichts dann ein fischzug / daß die armē den reichenschencken / daß sie jr wahr nit theurer wissen zuuerkauffen / vnnd ja dople widergeltung hoffen / Wo das geschicht / so haben sie wol gefischt. Dise gekauffte freundschafft ist ein werck vnnd frucht der falschen lieb / die sich selbs sůcht. Dann die reichen seind gemeynglich auch gewaltig vnnd im regiment / vor dem můß sich der arm / der wůcherer / Jud / vnnd alles was gern reich were / ducken vnnd schmucken / Da kommen sie dann / daß der herr schweig / biß sie auch reich werden / vnd jrer finantz /büberei / wücher / lug / trug vnd beschiß zůsehe /werffen jhm ein wurst an einn backen / ein portz ins maul / dann schweigt er wie ein häßlin / vnd kompt dahin / daß der reich nicht verderben kan / vnd reich můß werden. Dargegen der arm / arm bleiben / nun nit kan auff kommen / warumb? da hat der gar arm nicht zuschmieren / darumb feret er auch bößlich /schmaltz vnnd schmer hat er nit / jhener so im sattel sitzt / můß reich bleiben / dann iederman were was hat / tregt zů / daß er nit verderbe. Vnnd geht hie zů wie im gegentheyl auff sein art vnd schlag / auch im reich Christi / Wer hat dem wirt geben. Wier Wer ein gnad hat / vnn damit wůchert / das pfund wol anlegt /dem wirt jmmer zů von Got / als eim trewen knecht /mehr geystliche gaben gebē / also dz ein pfund das ander / ein gnad die ander / gewinnet / daß sie von einer tugent vnd klarheyt in die ander steigen: Die aber vntrewlich mit Gots gab vnd gnad handeln /damit nicht handeln / sonder als ein vntrewer knecht /die dem herrn ab tragen / vnd damit sies alleyn haben / vergraben / von den wirt auch das sie vermeynten zuhaben[141] (vnnd sie doch in der erden vergraben nit hetten / vnnd nit anders / dann wie ein geitziger gelt habend nit hat) genommen / vnnd dieselbig gab vnnd gnad dem trewen reichen knecht mittheylet / der mit seines herren gelt trewlich gewůchert vnd gehandelt hat.

Also in der welt / wer in einn handel vnnd kundtschafft kompt / der ist vnnerdorben / ein kund bringt den andern / ein gůt das ander / ein pfenning den andern / Dann was auffgehen wil / daran hilfft iederman bawen.

Wer hat / dem tregt iederman zů / vnnd lehnt sich an die starcke wandt. Ein wandt aber die den fall dräwet / daran seychen die hund / rupfft vnd zupfft / vnd gibt iederman ein stöß lin / biß sie auff einn hauffen fellt. Vnnd der nicht hat / von dem hett iederman gern / mann gibt jm nicht / dann mann weyß sein nit zugemessen / Das überig so er hat / het mann wolgern /dann er ist doch sonst niemand nütz / Vnd setzt jn iederman zů / wie mann das vollend von jn brechte /das sie haben / vnd jn vollend hinunderhelffe. Laßt mann jms aber / so laßt manns jhm darumb / daß mann seiner mehr bedarff / vnnd auff dise weiß sein hofft mehr zugeniessen / so mann täglich ein wenig zupfft vnd rupfft / Dann solt mann jhm die federn allzumal auff ein mal außreuffen / so lege er vnnd gebe gar nicht mehr. Darumb můß mann die arm kůw melcken / vnnd nicht schinden.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 141-142.
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