Wer auff gnad dienet / dem lonet man mit barmhertzigkeyt.

[165] Diß Sprichwort ist erwachsen auß der herren vntrew /vnnd schleußt / daß niemand keinem herrn dienen soll / er hab dann einn bestimpten gesatzten soldt / darũb er dienen soll / Dann denen mit barmhertzigkeyt / das ist / übel gelohnet wirt / welche auff gnad dienen /vnd haben keinn gewissen soldt / der jnen werden můß. Vor vnserm Herr gott aber ists ein theure warheyt / Dann Gott kan die nit lassen / welche auff seinn namen vnn lauter gnad trawen / vnd jm dienen / sonder barmhertzigkeyt můß jnen widerfarn. Die jm vertrawen / vnd dienen auff gnad / den lohnet er mit barmhertzigkeyt. Christus sagt im Euangelio / wie der Haußuatter arbeyter gedinget hab in seinen weingarten / Die aber auff das wort sind hingangen / daß der haußuatter zů jnen sagie / da er sprach: Geht jr auch in meinn weingarten / vnd was billich vnd recht ist /das wil ich[165] euch geben / das ist / auff sein gnad vnd gůten glauben dingē lassen / entpfahen gleichē lohn mit den andern / die auch mehr vnd lenger gearbeyt hetten. Herwiderumb / die auff jhren groschen tringen / vnd nit auff sein gnad / verlieren die gnad des haußuatters / vnnd faren mit jhren groschen in die hell /die andern / die letsten erlangen den groschen / vnnd haben nicht darumb gedienet / vnd werden selig.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 165-166.
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