Wer den Herren zunahe ist / der wil ersticken /vnd wer weit võ jnen ist / der wil erfrieren.

[166] Wer nit zu hof ist / den bedũckts ein herrlich schön leben / Wer aber darinn steckt / dem ist weh gnůg. Es ist vmb das hofleben gethon / eben wie vmb die hüner / die im korbsitzen / vnd die draussen frei gehn. Die hüner so frei gehn / sehē / daß die hüner im korb gnůg zuessen vnd zutrincken haben / darumb wöllen sie auch gern inn korb hinein / vnd wöllen da essen vnd trincken / vergessen also jres gůten freien lebens / bedencken auch nit / daß die hüner im korb gefangen seind. Widerumb / die im korb seind / sehen die freiheyt der hüner die draussen seind / trachten mit fleiß /wie sie möchten herauß kommen / dann sie seind im korb verschlossen vnd gfangen. Also ists auch mit denen so nit zuhof seind / die selben meynen es sei eitel goldt zuhof / vnd weren gern hinan. Die aber zu hof seind / weren gern daruon / dann sie seind gefangen / jhre freiheyt ist jhnen benommen / vnnd müssen reden / gehen / stehn / thůn / lassen / was jr herr /vnnd sie nicht wöllen.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 166.
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