Zehen jar ein kindt /

Zwenzig jar ein jüngling /

Dreissig jar ein man /

Viertzig jar wolgethan /

Fünfftzig jar stillstahn /

Sechtzig jar geht dichs alter an /

Sibentzig jar ein greiß /

Achtzig jar nimmer weise /

Neuntzig jar der kinder spott /

Hundert jar gnad dir Gott.

[173] Die Alter eines menchen seind hierinn wol gefaßt /mit allem dem das einem ieglichen alter folget. Ein kindt wil mit seines gleichen spilen / wirt bald zornig / ist wanckelmütig / wirt bald widermüts. Ein Jüngling hat lust zu reutterei / zu jagen / vnnd auff dem feld zusein / kan übel leiden die jm einreden / Was er sihet / wil er nach thůn / wie ein Aff / es sei gůt oder böß / hat nicht grosse acht auff das was gůt ist /bringt vil vnnütz vmb / hat einn hohen můt / laßt sich gern lieb haben / vnnd wirdt eins dings bald verdrüssig / fellt bald darauff. Ein man im dreissigsten jar trachtet zur narung / sůcht freundtschafft / dencket nach ehren / besinnet sich wol eh er anfahr / vnnd schemet sich / wenn es nicht nach seinem fürnemen hinauß geht. Viertzig jar ist das beste alter / denn wir heyssen einen solchen man einen man bei seinen besten tagen. Fünfftzig jar ist der berg / dahin des menschen leben kommen ist / was darüber ist / das lauffet den berg wider herunder. Sechtzig jar ist das alter / da nimpt der mensch ab an stärcke / däwen / sinnen / vnd wirt wunderlich / karg / verdrossen / schläfferig / vnachtsam. Im Sibentzigsten ist das ende / denn die geschrifft sagt / Des menschen zeit ist sibentzig jare /was darüber ist / das ist mühe vnn arbeit / als der nimmer weise / der kinder spot / vnd endtlich der todt.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 173.
Lizenz:
Kategorien: