Beschert ist vnerwert.

[186] GOtt laßt vns wol sincken / aber nit ertrincken. Ann anschlägen verleurt man am meysten. Beschert ist vnerwert / spricht man / Wann vns Gott wil erquicken / so kan vns[186] niemand verdrucken / Wil er vns erneren / so kans Sanct Peter nit wehrē. Sihe die schrifft an /wie Gott ie vnd ie hab außgerichtet / was er jm mit einem volck oder menschen hat fürgenommen. Sein will vnnd anschlag hat fort müssen gehn / da hat nichts für gholffen. Das sihe in Abraham / Isaac /Jacob / Joseph / mit Israel / Dauid / Christo / vnd all seinn gesandten / wie gwaltig sie jren lauff vollendet /vnd Gott mit jhn hab fürtruckt nach seinem wort /wider aller welt anschlag. Darumb hilfft nicht wider Gottes willen vnd rath / Pro. 19. 21. Psal. 34. Ahitophel / Pharao / Saul / Absolon / etc. seind hinunder. Item der Römer gewalt wider Christum. Darumb ist ein gläubig mensch allzeit zu frid vnnd růhe / gwiß daß es nit anders gehet / dann wie Gott beschlossen vor jm hat / jn benügt wie es Gott fügt / gwiß daß es alles von ewigkeyt gemacht ist wie es geht / Er weyß daß kein glück oder fall ist / sonder allein ein glück das Gott heyßt. Daher kompts / wann einem etwas beschert ist / daß es jhm so seltzam überzwerchs feld kommet / wider all seinn anschlag vnd gedancken. Da Saul seines vatters Esel sůcht / ward er von Samuel zum König gesalbet. Hab ein ieder nur acht auff sein leben / wie es daher geht / wie offt sein anschläge jm zuruck gehn / vnd etwan so er nit daran gedenckt / so gattet sich ein glück vnd ding / das er vor Gott vnnd der zeit durch all sein lauffen nit mocht zuwegen bringen / vnnd so ers Gott ergibt / vnnd daran verzagt / so kompt es erst vnuerhofft / Daß man gewaltig můß greiffen / daß Gott haußhält / vnd das beschert vnerwert ist / vnd daß mit eim ieden sein glück / narung /auß vnn eingang / end vnn anfang / erschaffen ist. Item daß all vnser sorgen verloren ist / Psalm. 127. 139. Das leren auch alle werck Gottes / Histori vnd außgang aller ding. Gottes willen vnn rathschlag kan niemand widerstehn / außhalten / oder entrinnen / Es geht wie Gott wil / vnd gschicht doch hierinn / das wunderbarlich zusagen ist / niemand kein not / Got sihet von ferrem all vnser anschläg / sorg / willē /außgang / eingang / glück / etc. Wie er eim ieden fürsehen hat / also geht es / Es kan eim ieden sein glück niemand zucken / wenden / oder fürkommen / dann wer wil wider Gott streiten / oder seines willens anschlag hindern. Darumb seind die Sprichwörter gewiß vnd waar / wolt Gott sie weren in vnsern hertzen / wie in aller mund / vnd an allen wänden geklittert / das doch niemand im grund verstehn oder glauben wil /das bezeugt vnser ängstliche vnrůh / lauffen / fretten /scharren / finantzen / etc. Nemlich: Mein holtz kan mir niemãd verbrennen / Obs gleich ein anderer abhauwet / abschneidt / vnn für sein heymfürt / biß nur zufriden / es můß dir wunderbarlich werden was dein ist. Diß geschicht täglich / diß leeret die erfarũg /Noch wil niemand sein sorg vnd[187] weißheyt (die jr selbs Gott ist) von hand geben. Wirt einer schon probiert / daß jhn Gott laßt sincken / so laßt er jn doch nit ertrincken.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 186-188.
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