Bei gelt kennnet mann die welt.

[212] Mit gelt probiert mann die leut. Am handel kennet man den wandel. Am marckt lernet mann die leut am besten kennen / mehr dann im tempel / da kniet es alles / da geht aller munde / da gehn gleich wort vnd geberde / Wem ernst ist / vnd im glauben / geyst vnd war heyt bettet / weyß alleyn Gott. Aber inn händeln spürt mann den man / am marckt / da gelt die müntz vnnd Gottsdienst ist / da beweret mann die leut. Dann wie der goldtsteyn das goldt / also probiert goldt vnd gelt die leut.

Da dappen vnd schnappen die leut on scham / per phas & nephas darnach wie ein fisch nach eim angel. Da biß du gewiß daß die höchst prob der leut ist gelt /der lieb pfenning / wer sich da nit vergreifft / vnd der nit nach dem seckel stelt vnd greifft / sein hand nit legt an hinderlegt gelt / nicht nütz acht / dann das ehrlich vnd erbar / sonder sein händ reyn behalt / vnnd vil weg die er vor jm / gelt zugewinnen / wol gebanet sihet / nit geht / noch gewinnt / da er gewinnen mag /alleyn darumb / dz er nicht gewinn acht / dann was ehrlich / vnn er on alles gewissen mit Gott vnnd ehren / durch Gottes segen / on des nehsten nachtheyl vnd on verletzung des gemeynen nutzes mag haben / Der ist ein bider Christen man / ja selig ist diser alleyn /sagt Salomon / Eccle. x. der nach dem gold vnnd des nechsten seckel nit griffen hat / vnnd jm ja seines nechsten ehr vnd gůt / weib / gsind vnd kind / nit wünscht / noch in seinem hertzen begert / Erod. xx. Aber wo ist der / spricht Jesus Syrach / Wir wöllen vnd begeren in zusehen / warlich er hat miracul in seinem hertzen thon / Dann die gantz welt wirt mit vnnd durch gelt prüfet / gefangen vnd zum schelmen gemacht. O was thůt der verflůcht gelthũger nit? Ich halt es für kein kunst noch wũder / da einer die seel vff die oberthür setzt / vnd ehrlich vnn recht acht / was nutz vnnd gewinn tregt / daß einer schon etwas über kompt. Cicero ein Heyd / achtet alle händel vnd gewinn für vnehrlich / auß denen nicht dem gemeynen nutz ein nutz entstehet.

Der halben wilt einn mann lernen kennen / so handel mit jm / vnnd prüfe jn mit gelt / halt er da die prob / vnd findest kein vntrew / practick / oder falsche / die etwas verneynen / auch so du im winckel mit jhm alleyn handelst / der seine händ / lieb / vnd glauben /vnuerletzt / reyn von deinem gůt behalt / auch gewissen vnn hertzen / das nit nach deinem seckel vnd gůt stelle noch begere / Der ist ein biderman / Den wirstu aber nicht in der kirchen an einem pater[212] noster / sonder am marckt / vnd im handel bei dem gelt lernen kennen. Darumb laut diß Sprichwort: Am marckt lernet man die leut kennen / Gelt ist die Goltwaag vnd probsteyn / da zancket vnn krangt die welt vmb den pfennig / ferbet die wahr / richt den schragen ghen marckt / vnd fahet alle abentheur an / daß die selbig die augen der kauffer blende / vnd er jr inn schlag vnnd auff den geltkloben sitz. Der kauffer thůt diß auch / zelt groschen für batzen dar / böß müntz für gůte / kan er dann einn wurff tiberzalen / so ist es auch gewinn. Dann alefantz macht die schůch gantz. Ein heller abbrochen / ist auch gewinn / da rantzt vnnd zeyßt ie einer den andern / vnd ist eben der kauffer als der verkauffer. Gnaw kauffen vnd wol bezalen / ist jr Euangelium / den armen benötigten etwan mit seiner wahr trucken / vnn die stuckwercker / als jr arme Sclauen / verlegen / rechte verleger / dz sie nirgent zur narung hinauß mögen / vnd kaum brot gnůg daruon kriegen. Diß heyßt dann alles / redlich zalen /so man jn wochenlich jr bar gelt gibt / dann so haben sies troffen / vnn Mosi gnůg thon / dem tagwercker seinn lidlon nit über nacht vorbehalten.

Die also vnnd mit vil tausent finantzen vnnd practicken reich vnn mächtig werden / die werden hie vonn Herren / die von der gůten gemeyn vnn ehren leut / Ja edel vnd vest genant / vnn finden vmb gelt feyl alles was die welt ist vnd hat. Summa / gelt regiert die welt / Eccl. 10. Mit gelt prüfet / erkennet / probiert / vnd erfert man / was im menschen vnd der welt / Ja was der mensch vnd die welt ist.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 212-213.
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