Mehr ertrincken im becher / dann im Meer.

[219] Bachus ertödt mer dann Mars / Es nimpt der wein mehr hin dann das schwerdt.

Das ist so waar / daß ich glaub / daß ietz selten einer eins rechten todts sterbe / trinckt er sich gleich nit auff der fart zutodt / so schwächen doch die sauffer vnd der gröst theyl der welt / also von tag zu tag durch jr vnordenlich wesen / die natur / daß sie es schon / ehe sie xxx. jar alt werden / gar haben / vnnd das halb leben jrer natur wol herab trincken / daß sie matt / zutern / bleych / mit mancherley siechtagen beladen / keinn gesunden tag mehr haben / vnd vil jr natur daran gewänt / daß sie nüchtern keinem menschen gleich sehen / vnnd kein růh haben / jr seel bade / sitz oder schwimme dann im wein. Sprichstu /wie kan das sein / hat doch Got eim ieden seinn termin auffgesetzt / daruor kan er nit sterben / vnd darnach nitleben / Antwort /[219] ja / Gott hat aber vor gewüßt vnd lang / was künfftig / als gegenwertig / gesehen / deinn außgang vnd eingang / wie du thůn / vnd dich halten wirst / vnd auß disem seinem vorwissen /das dir kein not bringt / deinn letsten tag dir predestiniert / daß du auff die stund / da er hat gewüßt / daß du volle saw dir selbs den hals absauffen wirst / dahin solt farn / also voll gen himel / wie ein kůh in ein meußloch. Gottes predestination bringt niemand kein not / vnnd gschicht doch alles wie es Got predestiniert / auß not. Daruon Origenes vnnd Ambrosius beide über die Epistel ad Roma. cap. 8. vnd 9. Item Boet. de consolat. lib. 4. gar artlich schreiben. Füre die predestination auß der prescientia auß dem vorwissen Gottes / so ist sie leicht / Gott predestiniert einn ieden / wie er jn zůkünfftig biß zum end vorweyß. Quos præsciult, spricht Paulus / hos præordinauit aut prædestinauit. Die er hat vor gewißt / daß sie dem bild seines sons solten enlich werden / die hat er erwelt / vnd zum ewigen leben predestiniert / vnnd ja sie geliebet / eh der welt grund ward gelegt. Die er aber vor weyß / daß sie on schuld Esau künfftig sein vnnd bleiben werden / seinem geyst vnnd gnad ewig zuwider / die hasset er in můtter leib / nicht anders dann die er Jacob künfftig sein vnnd bleiben werden /vor weyß / vnd sie in můtter leib / wie Johannem vnd Hieremiam / liebet.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 219-220.
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