Der vil redt / leugt vil.

[226] Bei vilen worten seind wenig thaten. Es gehet den vögeln so vil singen / alles im[226] gsang hin. Frag die erfarung / ob ein klapperman hinfür komm / er schwetzt sich eh arm vnd vnwerdt / dann reich vnnd angenem /mann helt auch nicht auff sie / sonder sagt: Es ist ein man von worten / Mann darff jn nur ein mal fragē /Bringt man jm das maul inn schwang / es hört den gantzen tag nit auff zuleuten. Vil wort / vil lügen /Stille wasser haben tieffe gründ. Darumb wonet bede / sünd vnd armůt / wo vil wort / vnnd ist vil woll /nutz vnnd milch / vnn vil geschrey selten bei einander / sonder vil geschreys vnd wenig woll. Hund vnd sew haben groß geschrey / seind aber arm vnd bettler darbei / müssen ann gattern vnnd vorn heusern vnd tischen vmb jr speiß greinen vnd bellen / Die stillen schaaf aber sein reich / haben woll vnd milch / dero hůt man / treibts in stall / vnnd gibt jn / als reichen herren jre speiß / die setzt vnd legt mann jn für. Es ist besser geschwigen / dann übel geredt. Es ist etwa besser in die faust / dann inn lufft geredt.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 226-227.
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