Eygnen sachen ist niemandt gscheid gnůg.

[239] Man findt die iederman weißlich rathen / vnd jhn selbs mögen sie nit rathen / von den sagt mann denn: Er ist niemand heyloser dann jm selbs / Er kan iederman rathen / vnd jm selbs nicht. Villeicht geschicht es darumm / daß Gott nit wil / daß der mensch sein selbs sei / vnd sich selbs leyte / lere / weise / sůche / vnnd inn seinn eygnen sachen weiß sei / sonder daß je einer auff den andern sehe / vnd des nechsten bedörff /damit er vns also auß not in das bād der liebe zusamen gürtet / daß je einer des andern bürd tragende /dem andern dienete / riethe / wise / lert / Sonst so es ein mensch selbs alles were / vnd alleyn wüßte / vnnd alle andere liecht / lehr / weißheyt von jm müsten kauffen / möcht er zum Lucifer werden / vnd wir jn für Mahometh auffwerffen. Darumb theylet der geyst seine gaben dermassen auß / daß je einer auff den andern / je ein land auff das ander sehen můß / je eins des andern bedarff.

Daher ist niemand seinn sachen zu gscheid / vnn darff iederman von aussen eusserliche hülff / rath /beistandt / lehe / etc. er sei wie weise / reich vnd gelert er immer wölle / noch weyß ers nit gar / sonder es widerfert keinem weisen ein kleine thorheyt. Dahin geht das Cap. j. Cor. xij. Rom. xij. Das ist von eusserlichen gaben / von innen aber dörffen wir noch grösser hülff vnd rath / weil die armůt vnd blindtheyt da vil grösser ist / dann die eusser. Da sollen wir aber alleyn vnsern man Christum / das wort des Vatters /in vns hören im geyst vnnd warheyt.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 239.
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