Es wirt jm mit der zeit wol vergehn.

[259] Diß wort ist weitläuffig / vnnd begreifft die änderung an wesen / wandel / leben / kranckheyten / jugent /menschen vnd thieren.

Denn wann ein junger Regent anhebt zu regieren /so meynet er es sol gewiß also hinauß gehen / wie er es fürnimpt vnnd gedencket / Wann ers aber anfahet /so fehlet es jhm wol vmb hundert elen / wie gesagt ist im wort: Obenauß vnd nirgend an Wann nun dieselbigen newen Regenten das rädlin so starck teiben / sagt mann: Das poldern / das bochen / der ernst / wirt jhm mit der zeit wol vergehn / er hat die hörner noch nit abgestossen / laß es jn ein weil versůchen. Wann die jugent wild / rohe / vnd mildt ist / vnd etliche leut seind vnwillig darauff / zu denen sagt mann: Es wirt jn mit der zeit wol vergehn. Ist iemand kranck / zu dem sagt mann: Ey sei gůter ding / es wirt mit der zeit besser werden / es wirt dir wol mit der zeit vergehen. Dann es seind etliche kranckheyten / die jre zeit haben wöllen.

Ein meydlin springt / singt / vnd ist kurtzweilig /die ältern habē sorg / es sei jm vnehrlich etc. zu denen spricht mann: Es wirt jm wol vergehn mit der zeit /laßt es singen / springen / vnn frölich sein / dieweil es lust darzů hat / es wirt sich wol selbs legen zu seiner zeit.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 259.
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