Bei grossen wassern fahet mann grosse fisch.

[287] Vnder grossen Herren ist gůt reich werden. Vnder reichen Fürsten ist gůt sitzen. Grosse herrn lassen sich niessen. Von grossen blöchen hawet mann grosse spän. Bei grossen öfen ist sich gůt zuwärmen / sie bedörffen aber vil holtz.

Das ist / sind sie reich / so schätzen sie nit jhr volck / vnn geneußt iedermā jr / Aber es wil nit mehr helffen / habē sie vil / so wöllē sie vil mehr haben /halten köstlich hof vnd bäw / vnd legen jn so vil dester mehr dar. Ist et vor mit dreissig pferden geritten /vnd wirt noch so reich / so reit er mit sechtzig / vnd legt jm so vil dar / daß er eben so arm ist / als vor. Ein Fürst hat etwa ein land / des behilfft er sich so wol / daß er gelt überig / vnd andern zuleihenhat. Ein ander hat zehen land / vnnd kriegt diß Fürsten land darzů / der hat dannoch nicht überig. Wie kompt das? Wo vil reich thumb ist / da sind vil mit vnd abesser /da ist grosse herrlicheyt / vil titel vnn außgebens / der ist eben in seinem stand so arm / ja ärmer dann etwa ein armer haußman / oder Edelman mit dreien baurn höfen.

Der Spruch Exod. xvj. den Paulus ij. Corin. viij. anzeucht / zeuget / Wer vil samlet / der hat nicht überig / vnd wer wenig samlet / hat keinn mangel / wo wolten sonst die kleinen beurlin neben den grossen Meyern / vnd der arm neben dem reichen bleiben /wanns nit Gott also heymlich gleich macht / vnd das wenig ersprosset / daß kein mangel / vnd das vil zerstrewet / daß kein überfluß da wer. Grosser hof wil vil gsind / mägd / knecht / vnkostens mit speiß / lon /fůtter / schmid / seyler / wagner etc. Item / pferd./groß fron / rent / zinß / gült vnd abreissens haben. Wo vil eingeht / da trucknet auch vil ein / vnd geht vil ab. Also ist es gerad ein ding mit grossen Fürsten vnnd herren / wie sie hausen / so sind sie gleich reich / alle arm / vnnd hat keiner nicht überig / Hat mann vil / so verthůt. mann vil / vnd kan sich mit wenig oder vil helffen. Was haben wir in gůten jaren überig? da ist alles verschlempt / Gott zerstrewet den übersfluß (so nit vnser ist) also / daß nicht überig da ist /vnnd ersproßt den mangel inn thewrer zeit / daß wir außkommen.

Darumb ist das Sprichwort zu alt / vnnd von alten herren gesagt / da sie noch reich waren / vnd sich land vnnd leut geniessen liessen / dem land mit jrem gůt vnnd überfluß dieneten / vnnd dise grosse blöch vnnd wasser grosse spän vnd fisch gaben / ietz so sie arm vnd selbs nit gnůg habē / müssen sie selbs sůchen wo sies nemen / vnd ist sich bei den grossen öfen nit gůt mehr zuwärmen / dann die nahend darbei sitzen / aber land vnd leut befindet der wärme wenig mehr. Vor zeiten aber da sie gnůg[287] hetten / liessen sie den leuten růhe / vnd gaben gůt spän von sich / da war gůt vnder jn sitzen / vnd reich werden. Darumb diß Sprichwort gehört auff die alte welt / oder auss wenig Fürsten vnd großherrn noch / die vätter jres lands vnnd armer leut / sich niessen lassen / vnnd jrem pracht ein zil stecken / nit so vil darlegen / daß sie reich bleiben /vnd geben mögen / nit nur nemen müssen.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 287-288.
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