Fallen ist keine schand / aber lang ligen.

[292] Dieweil wir alle gebrechlich seind / so werden wir offt fallen müssen. Die heilige schrifft sagt: Der gerecht fellet des tags siben mal / das ist / offt / vnnd steht doch allweg widerumb auff.

Wer da fellt vnd sündigt / vnd bleibt ligen / der můß verzweifeln. Also fiel Judas vnnd Cain / dann sie liessen sich von jre sünden darnider trucken / vnnd meynten / jre sünd were grösser dann Gottes barmhertzigkeyt. Denn einem menschen / der inn nöten ligt / fellt nicht gůts zů / vnd gedenckt jmmer mehr vnd mehr womit er solches verdient hab gegen Gott /darzů gedenckt er auch / Gott hab lust daran / daß er vns straffe vnnd übel handle. Aber gegen solichem still ligen vnnd bösen gedancken / gebeut Gott / daß mann in allen nöten zu jm vmb hülff schreie / Vnd mann kan Gott kein grösser ehr noch dienst thůn /dann inn nöten sich vil gůts zu jm versehen / seitemal er bereyter ist zugeben / dann wir zubitten. Gott hat allweg gestrafft / vnnd wil noch straffen die mörder /ehebrecher / vnnd diebe / Aber vil mehr wil er straffen die / so jn nicht anrüffen in jhren nöten. Sanct Johannes sagt: Wenn vns vnser hertz verklagt / so ist Gott grösser dann vnser hertz. Grösser / das ist / sein gnad ist grösser / darumb soll niemandt an Gottes gnad verzagen. Ist nun iemandt gefallen / der schreie zu Gott vmb gnade / vnnd richte sich also wider auff /wie dann Sanct Peter vnd Dauid gethon haben. Darumb ist fallen vnnd auß schwacheyt sündigen / nit sünde die da verdammet / aber nicht wöllen zu Gott vmb gnad vnd barmhertzigkeyt rüffen / das ist ein sünd zum tod vnd zur verdammniß.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 292.
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