Rede kompt von innen.

Sermo icon hominis.

[302] Mann kennt den Esel bei den ohrn / Bei den worten den thorn / Vnd bei dem angesicht den Morn.

Den vogel kennt mann beim gesang / vnd den hafen bei dem klang.

An der red kennet mann den man. Wie der man ist /also redt er. Wie ein ieder redt / also ist er / vnd wie ein ieder ist / also redt er. Die red ist des mans bildtniß. Was der man kan / zeygt sein red kan. Die thaten spürt mann bein worten. Daher dann auch die red ein spiegel vnnd character des gemüts wirt erkennt. Wie mann nun einn vogel am gesang / vnd einn hafen am klang / also kennt mann den man bei seiner red. Mann sihet ann federn wol / was für ein vogel / ob er gleich nit singt. Mann sihet zeit am kamm / was zum gücker wil werden. Was zur Nesseln wil werden / das fahet zeit an zubrennen. Was bei zeit wund wirt / das ficht alle sein tag gern.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 302.
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