Die gröste stärck / sich selbs überwinden.

[321] Bei der gedult kennet mann den man.

Es ist kaum ein ding / das in der schrifft mehr geprisen wirt / als glaub / lieb / creutz / vnnd gedult. Der Christen sig stehet wie am haupt erscheinet / nit in widerschlagen / sonder in still ligen / leiden / vnd alle vngefäll uber vns her lassen faren.

In der gedult bringt man frucht / Luc. viij. In der gedult besitzen wir vnsere seelen. Die gedult aber bestehet in trübsal / vnnd wirt durch trübsal / leiden vnnd creutz gewirckt. Vnsers Herrgotts Esel sein /vnnd Gott mit gedult tragen / sigt wider alle feind. Psalm. ix.

Die gedult der armen wirt endtlich nicht verloren. Eccle. ij. Im fewer würdt goldt vnnd silber / vnnd durch leiden das hertz geprüfet.

Die Gott förchten / werden gedult haben / biß sie Gott ansihet. Nachlassen stillt vil zorn. Der gelert wirt bei der gedult bewert. Wiltu dich an eim rechen /so schweige / Vnnd laß jn toben / so hast jhn geschlagen. Meid / hilffts nicht / so leid. Wann mann einen wurm lang tritt / so krümpt er sich. Gedult zuhoch angespannt / wirt rasend. Verzeihe dem[321] glück sein thorheyt. Was sein můß das leid. Gedult sigt wider alles übel.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 321-322.
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