Esel wil iederman reiten.

[349] Wann einer ein gůter einfältiger Esel ist / so wil iederman auff jhn sitzen / vnnd an jm beritten werden. Darumb seind die Christen der welt vnd Gottes Esel /Gott tragen sie mit freuden / daß sein geyst sie ledig reit / vnd hinfüre / wohin er wil. Die welt wil das nit leiden / sitzt auch auff sie / vnnd reit sie / die tragen die Asinarij / Esels leut / wie mann sie zur zeit Tertuliani genennet hat / mit gedult / biß die welt jr selbs denhals auff jn ab reit. Also seind sie der gemeyn arm Palmesel / der Gott vnd die welt tregt / Got mit freud /dwelt mit gedult.


Fides ist geschlagen ztod /

Iustitia ligt in grosser not.

Pietas die ligt im stro /

Humilitas schreit: Mordio.

Superbia ist ausserkorn /

Patientia hat den streit verlorn.

Veritas ist zhimel gflogen /

Trew vnd ehr über Meer gezogen.[349]

Frommkeyt laßt mann bettlen gon /

Tyrannis besitzet ietzt den thron.

Inuidia ist worden loß /

Charitas erkalt vnd bloß.

Tugent ist des lands vertriben /

Boßheyt vnd vntrew drinnen bliben.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 349-350.
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