Weise sein ist nit allzeit gůt.

Dulce est desipere in loco.

[372] Zvuil weise ist narrei. Es ist niemand / dem nit etwa weißheyt zerrinne / vnd ein fůß entschlupffe. Schwartze leut seind auch etwan weise. Gescheid hanen fressen die füchs auch. Gescheide hündlin tragen die wolff auch gen boltz. Wer sich auff sein weißheyt steurt / der fellt. Weise leut seind auch etwa narren. Witz kompt nit vor jaren. Weise leut haben gmeynlich thorechte kinder. Es thůt kein weiser ein kleyne thorheyt. Gottes forcht ist der weißheyt anfang. Weise leut künnen wol schweigen. Weise leut haben jrn mund im hertzen. Gůter rath für sich gath. Weise leut starcke leut. Weise leut / reich leut. Es ist niemandt reich / er sei dann weise. Weise leut seind alle reich. Fleiß macht weise. Eim witzigen knecht müssen auch edelleut dienen. Es ist kein schande daß man nicht kan /sonder daß man nicht lernen wil. Es weyß keiner allein. Es ist niemand jm weise gnůg. Es wissen vil vil /künden aber jn selbs weder radten noch helffen. Weise leut / weise wort. Bistu gscheid / so leid vnd meid. Wann man anfahet gescheid sein / so wil allweg ein narr im spil sein / vnnd ein bůb mit lauffen. Kunst ist Gott kennen.

Hie můstu bei der weißheyt rechte Gottes weißheyt verstehn / sonst ist die kart falsch / dann wie hoch Gottes klůgheyt wirt mallen schrifften gelobt / so übel lauten menschliche anschläg / rath / vnd klůgheyt des fleyschs / so veller dück / eygen gefůchs / vnnd böser list ist / also daß man sich vor niemand mehr / dann vor den weltweisen / so einer ieden lauß ein steltzē künden machen / vnnd enn ieden ding ein nasen träen / vnd einn ströwin bart flechten / wie sie wöllen / zubesorgen hat. Narren künden nit vil schaden thůn /dise aber verfüren offt land vnd leut.

Nun von der falschen verkerten weißheyt des fleyschs / seind all histori / vnd auch die heilig schrifft voller leer vnd exempel. Weil aber die sprichwörter schimpfflich sein sollen / wil ichs allein mit etlichen Apologen vnd Fabeln war machen.

Ein Han roche natürlich schön wetter / flog auff einn baum / kräet frölich. Der fuchs lieff der stimm nach biß zum baum / fragt die vrsach seiner freud. Der han sprach: Mein verstand vnd kunst macht mich frölich / ich rieche schön wetter. Der fuchs lacht / vnn gedacht jm wie erden Han vom baum brächte / fieng an den han zuloben seiner künst vnn prophecei halben. Da fieng der gelobt han an noch mer zusingē. Der fuchs dātzt vnderm baum / Fragt jn d' han / was er damit meynt. Ich dantze vor freuden / sagt der fuchs / vnn frewe mich mit dir deiner künst / weißheyt / vnd gaben / so du von Gott volkommen entpfangē hast. O mein han / du bist vnser aller ehr / freud / vnd prophet / ich[373] bitt dich durch alle liebe / biet mir dein verständig haupt zuküssen / ich bit dich noch ein mal / erfülle mein freud. Der Han stig herab / bot jm sein haupt /das erwüscht der fuchs / fůr mit dem hanen dahin /sagt mit spott zum hanen: Wo ist dein kunst vnd weißheyt? hettestu dir das selbs prophetisiert / wiltu das zůkünfftig sagen / vnd weyst das gegenwertig nit.

Den hoffertigen zu demütigen / ist nit boßheyt /sonder kunst. Alle weißheyt vnd tugent / soll in die demůt sich nider lassen / vnd ja drinn růwen als in eim schoß. On demůt seind alle tugent laster / vnn ist geystliche hoffart des hertzens üppigkeyt vnd geschwulst doppel hoffart / vnd weit über aller weltkinder pracht vnn stoltz. Im firmament / so vil ein stern heller leucht / ie niderer steht er / vnn ie höher er steht / ie weniger liecht.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 372-374.
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