Der Erst.


Solon von Athen.

[385] Sprich niemand selig vor seim end /

Vnglück kompt vnuersehens bhend.

Vnd wiltu leut zusamen gebn /

Gib gleich vnd gleich zusamen ebn.

Denn gleich vnd gleich vereint sich wol /

Sonst ists vnraths vnd jamers vol.

Einn gůten freund straff du alleyn /

Wilt loben in / thůs vor der gmeyn.

Edel geborn ein schlechtes ist /

Tugent adelt zu aller frist.

Wer sich kümmert eins übels hart /

Das doch sein můß / derselbig narrt.

Doch ist der noch vil thorechter /

Der sich im vnglück förchtet sehr.

Vertraw nit leichtlich iederman /

Du wissest denn vor was er kan.

Wer lügen reden darff / vnd kan /

Der darff gwiß alles anders than.

Für bösen leuten hüte dich /

Denck nit / daß etwas bleib heymlich:

Gott weyß vnd sihet alle ding /

Wie klein vnd gring sichs auch anfieng.

Wider die Göttlich Maiestet /

Nichts args bei leib vnd leben redt.

Wem Gott schutz helt / der bleibet wol /

Wer auch die gantz welt krieges vol.

Noch hab ich einen spruch gefürt /

Der billich zu den andern ghört /

Den wil ich euch auch hören lan:

Bedencks end / das ist wolgethan.

Denns leben hie auff diser erd /

Gewißlich ists / nit ewig werdt.

Wir müssen sterben allzumal /

Wir hie / vnd andre überal.

Drumb wer nun wol vnd seliglich

Gestorben wer / vnd hette sich

Gethan von disem jamerthal /

Zur ausserwelten Engeln zal.

Dem wer am besten / Hie auff erdn

Wirt vnd kan es nicht besser werdn.

Wolan jr habt mich wol gehort /

Lebt wol vnd volget meinem wort.[385]

Es ist nit gnůg / daß mann hör vil /

Wers thůt / der trifft das rechte zil.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 385-386.
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