XII. Brief

[25] Mein Beßter! – In der Geschwindigkeit will ich Dir melden, daß mir wieder ganz wohl ist. – Sey doch ohne Sorgen, lieber Junge! Glaubst Du denn, daß ich ohne Dich sterben könnte. – Ich gieng gestern mit Deinem Andenken ruhig zu Bette. – Mir war so leicht, Deine Liebe, das Bewußtseyn eines reinen Gewissens, und eines Herzens voll Wohlwollen für Dich, machte mich ganz entzükt einschlafen. Du bist ein lieber, guter Junge! Dank Dir für Deine allseitige Sorgen. – Morgen komme, so bald Du es nicht mehr aushalten kannst. Hörst Du? Ich kann izt Deinen Freund nicht länger ohne Unterhaltung laßen. Doch will ich Dir heute Abend mehr schreiben. Bis dorthin lebe wohl, beßter, einziger Mann meines Herzens!

Deine

Nina.

Quelle:
Marianne Ehrmann: Nina’s Briefe an ihren Geliebten, [o. O. ] 1788, S. 25.
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