Viertes Kapitel.

[180] Um Gotteswillen! rief der Herr von O.: ich bin es, theuerste Freundin! Kennen Sie mich nicht? – und seine Liebkosungen ermunterten sie.

Ach! gab sie seufzend zur Antwort: so habe ich mich nicht getäuscht! – Aber wie haben Sie mich überrascht.

Er: Wirst du mir verzeihen, liebes gutes Weib?

Sie: Mein Herz sagte mir's im ersten Augenblicke, und dennoch wagte ich's nicht, zu hoffen.

[180] Er: O so ist mir Alles gelungen! Laß uns glücklich sein, theuerste Julie!

Sie: Böser Mann, mich so zu erschrecken!

Er: Ich will dir tausend Küsse dafür geben.

Sie: Und mir auch kein Wörtchen vorher zu sagen!

Er: Um dir das Vergnügen aufzusparen. – Wirst du noch länger zürnen?

Sie: Bis ich dich abgestraft habe, du lieber böser Mann!

Süße wollüstige Strafe! Wie gern wollte ich mich ihr unterwerfen! Wie gern wollte ich mein Urtheil von diesen Lippen hören und in ihren Armen sterben! – So vergieng die Nacht, und der Morgen fand die süßen Schlafgefährtinnen zärtlicher als jemals.

Sie müssen ein Paar Tage hier bleiben, sagte Herr von P.: ich will Ihnen mein Revier zeigen.

Wer war entzückter, als die beiden Fremden? Die Herren giengen auf die Jagd: die Unzertrennlichen in die Eremitage.

Glückliche Tage, wo sie still und ungestört sich und ihre Liebe genossen! Am vierten endlich mußten die Fremden aufbrechen. So vielmal der Freund schon Abschied genommen hatte, die Freundin hatte doch noch einen Kuß zu fordern.[181]

– Nun, so geben sie mir bald wieder die Ehre! sagte der Heil von P.: nicht wahr, meine wilden Schweine sind der Mühe werth?

Und deine Turteltäubchen noch mehr! sagte Herr von K. leise, und der Wagen rollte fort.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 180-182.
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