Viertes Kapitel.

[198] Der Tag brach an, sie schien ihren Joseph zu suchen. Süßer entzückender Traum! rief sie wehmüthig. Und doch wahrer, als die Wirklichkeit selbst! Sie kleidete sich an, meine Augen schweiften noch einmal auf ihrer schönen Gestalt umher, doch bald kam die Alte zurück, den Koffer wieder abholen zu lassen.

Tausend Dank! sagte sie: tausend Dank, liebe beste Madame! Das Soldatenvolk ist wieder ausmarschirt, ohne Ihre Güte hätten sie mir Alles genommen.

Ich bezahlte sie und gieng in meinen Gasthof zurück, denn ich hatte Ruhe nöthig. Schon freute ich mich auf die lustige Scene der Erklärung, als die Thüre aufgieng, und der gute Herr selbst hineintrat.

Ich komme selbst, sagte er: meine Geschäfte sind abgethan, und so wollte ich Ihnen die Reise ersparen. Nun, habe ich nicht Recht gehabt?

Ich: Allerdings, es ist ein bildschönes Weib![198] Busen, Hüften et caetera, bis auf das kleine sammtene Mal unter der linken Brust.

Er: Was? Was? – Ich bin des Todes!

Ich: Und die süßen Diminutive, und das schöne Anschmiegen et caetera, indem ich ihm die genauesten individuellesten Details gab.

Er: O heiliger Antonio! Ich bin verrathen, ich bin ruinirt!

Ich: Sie sehen also, daß ich gewonnen habe.

Er: Ja, ja! Alles, alles! Und die Hölle auch dazu! O Weiber! O Weiber!

Ich: Es thut mir leid, aber warum nahmen Sie die Wette an. Sie mußten auf besten wissen. –

Er lief wie unsinnig im Zimmer herum, und die ganze Sache fieng an, mich zu gereuen. Da es mir indessen schien, als ob ihn die tausend Thaler am meisten schmerzten, so wollte ich ihm wenigstens einen Kummer abnehmen.

Ich bin bezahlt! sagte ich: eine solche Nacht ist wohl zehntausend Thaler werth. Aber wetten Sie in Ihrem Leben nicht wieder.

Und ich auch nicht! dachte ich, denn im Trunke beschließt man nichts als Albernheiten.[199]

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 198-200.
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