1. [Man schreit und lärmt]

[108] Man schreit und lärmt und ereifert sich,

man findet es dumm und lächerlich

und gegen allen Anstand und Brauch,

man ruft die Polizei zu Hilfe,

und diese kommt und verbietet es auch

und sperrt die Straßen und rasselt mit Ketten

und tut, soviel sie irgend kann,

die bedrohte Bürgerruhe zu retten.


Und ein paar Jahre später, gib acht,

ist alles, worob man den Lärm gemacht,

wofür man ereifert sich und erregt,

wogegen man Himmel und Hölle bewegt ...

kein Mensch weiß, wie es eigentlich kam:

so selbstverständlich, so alltäglich,

so eingefügt in den ganzen Lauf

und mit Sitte und Anstand so wohl verträglich,

als wär man's gewöhnt so von Jugend auf.

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 108.
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