4. Auf dem Mattäikirchhof

[36] Alltags mit den Offiziellen

Weiß ich mich immer gut zu stellen,

Aber feiertags was Fremdes sie haben,

Besonders, wenn sie wen begraben,

Dann treten sie (drüber ist kaum zu streiten)

Mit einem Mal in die Feierlichkeiten.


Man ist nicht Null, nicht geradezu Luft,

Aber es gähnt doch eine Kluft,

Und das ist die Kunst, die Meisterschaft eben,

Dieser Kluft das rechte Maß zu geben.

Nicht zu breit und nicht zu schmal,

Sich flüchtig begegnen, ein-, zwei-, dreimal,[36]

Und verbietet sich solch Vorüberschieben,

Dann ist der Gesprächsgang vorgeschrieben:

»Anheimelnder Kirchhof ... beinah ein Garten ...

Der Prediger läßt heute lange warten ...«

Oder: »Der Tote, hat er Erben?

Es ist erstaunlich, wie viele jetzt sterben.«

Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 36-37.
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