DER TOTE SEE

[31] Der ganze boden über den sich ein niedriger verfinsterter himmel dehnt ist mit spärlichem versengtem gestrüpp bedeckt und weite strecken wächst auch dieses nicht einmal. Nackte ungestalte steine kreuz und quer liegend deuten auf einen weg der kein ende zu nehmen scheint. Da taucht in der einöde auf einmal ein dunstumhüllter flacher hügel auf an dessen saum ein verwitterter pfahl mit einem zeiger steht. Da droben muss der tote see liegen. Er ist gewiss schwarz und zäh und von ihm steigt der brenzliche geruch der ringsum wahrnehmbar ist. Meinen einen fuss zieht es hinauf · den andern aber hält ein schmerzliches grausen ab am pfahl vorüberzuschreiten.

Quelle:
Stefan George: Tage und Taten. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 17, Berlin 1933, S. 31.
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Tage und Taten. Aufzeichnungen und Skizzen
Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 17: Tage und Taten. Aufzeichnungen und Skizzen
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