[150] 1. Weder getrunken noch gebadet. Am Neubrunnen. Unterhaltung mit von Voght. Über höhere Ansichten des Reiches der Natur und der Freyheit. Mittag beym Landgrafen von Hessen. Zugegen waren der Kreisdirector von Schiller, Baron Voght und einige andre. Nach Tische Visite bey Bühlers, gegen Abend Voght. Fortsetzung des früheren Gespräches. Sodann von Struve, der einen idealen Durchschnitt des Lessauer und Hohdorfer Gebirges brachte. Einiges an Hakon. Zeitig zu Bette. Briefe von Lauchstädt und Weimar.
2. Einige Briefe. Einpacken der Mineralien und Ordnung der Papiere und andrer Dinge. Vorbereitung[150] zur Abreise. Besuch vom Fürsten Reuß. Verwirrung wegen des Wegfahrens. Abends durch Regen vereitelter Spaziergang. Abends nicht gegessen, sondern nach Tümplings Curmethode Sprudel getrunken und nachher Skizzen in Rücksicht auf Licht- und Schattenmassen erfunden.
Eigene Nachfrage des jungen Grafen Rzewusky nach der Wahrheit des Wertherschen Romans, wobey man sich der Variante zu der Elegie »Fraget wen ihr auch wollt« erinnerte und solche wieder auszusuchen gedachte.
3. Weder gebadet noch getrunken. Mit Einpacken beschäftigt. An einigen Orten persönlich Abschied genommen. Berg-Commissionsrath von Herder. Mit demselben über verschiedene geologische Gegenstände. Blieb derselbe zu Tisch, wo das Gespräch fortgesetzt wurde. Einiges über das Blau- Farbenwerk, über die Münze und andre Einrichtungen. Vor Tische Hr. Bergrath Werner. Dessen Vorstellung von der Entstehung des Sprudels und der übrigen hiesigen mineralischen Quellen. Er legt ein Steinkohlenflötz zum Grunde, das er auf die wunderlichste Weise operiren läßt. Nach Tische mit Müllern den Schloßberg bestiegen und die verschiedenen Quellen besehen. Nachrichten von den verschiedenen Ausbrüchen des Sprudels und andrer Quellen. Blick in die vergangene[151] Zeit, theils historisch, theils hypothetisch. Besuch von Hrn. Baron von Voght. Dann besuchten wir Herders in der goldenen Krone, trafen Werner auf der Wiese und nahmen so Abschied. Nachher mit Packen und Vorbereitung auf die Reise beschäftigt. Briefe an Serenissimum nach Teplitz, an Demoiselle Vulpius nach Lauchstädt.
4. Früh um 5 Uhr von Carlsbad ab, bey bedecktem Himmel. Wir vermieden Zwota wegen theurer Bewirthung, rasteten in Maria-Kulm, wo wir die Kapelle des Wunderbildes, die Kirche, die Hallen und die Galerien durchliefen. Es ist noch ein Probst und drey Capitularen daselbst, welche Kreuzherren vom rothen Sterne (militarischen Ordens) sind. Sehr flüchtige und ungeschickte Art, Chausseen anzulegen. Sie sind sehr schmal, und in den kleinsten Theilen ist keine Linie beobachtet. Bauern machen sie zur Frohne, welche sich sehr darüber beklagen, weil sie schon seit 12 Jahren eine Steuer zum vorseyenden Straßenbau erlegten. Abends um 6 Uhr in Eger angekommen. Vorzüglich gute Musik beym Zapfenstreich. Maëstro und primo-Hautboist ist ein gewisser Radeck.
5. Früh nach 7 Uhr ging der Wagen ab, Mad. Unzelmann abzuholen. Wir gingen zum Scharfrichter, Huß genannt, welcher eine schöne Münzsammlung[152] besitzt, welche sich besonders über alle moderne europäische Reiche und Provinzen erstreckt. Auch von antiken Münzen ist gutes dabey, obgleich wenig. Er hat sie erstlich nach dem Range der Staaten und dann nach der Zeit geordnet. Sie sind sehr sauber aufbewahrt und gehalten. Außerdem hat er sich mit Abschriften von Documenten, die sich auf Eger und Egrische Familien beziehen, viele Mühe gegeben. Auch besitzt er allerley andre Dinge, besonders Waffen, aus der mittleren Zeit. Unter mancherley Gefäßen zeichnet sich ein krystallnes, sehr sauber geschnittnes und ein etwa 15 Zoll hohes Fa yence-Gefäß aus, das mit erhabenen Figuren gearbeitet und mit bunten Glasuren gemalt ist. Einige gute Dinge von gebranntem Thon, die er durch einen Geistlichen aus Rom erhalten hat. Worunter besonders eine einen Zoll große tragische Maske, die einem Jupiter ähnlich sieht, eine Menge andrer Curiosa, auch einige Mineralien. Kam Mad. Unzelmann von Franzensbad, die bey uns zu Mittag aß, worauf wir sie auf das Rathhaus und auf das alte Schloß führten. Abends kehrte sie wieder zurück.
6. Früh gegen 6 Uhr aus Eger abgefahren. Trübes Wetter. Über Franzensbad u.s.w. nach Asch, das wir schmutzig fanden, wie das erstemal, den Gasthof höchst schlecht bestellt, wo wir Mittag[153] auf der Straße hielten, da der Postmeister über Feld gegangen war. Der Pfarrer mit den vielen Kindern und Zwillingen. Politische Neugier des Mautners. Einfallender Regen. Schwarze Chaussee mit Kieselschiefer überschüttet. Abends um 7 Uhr in Hof. Nachricht von der Erklärung des rheinischen Bundes und dem Protectorat. Reflexionen und Discussionen. Gutes Abendessen. Nachricht von einem Balle den nächsten Sonnabend, zu Ehren des Tauenzienschen Regiments, das durch Hof u.s.w. nach Hannover marschirt. In Asch fanden wir eine Hökin, welche kleine Birnen 6 für einen Kreuzer verkaufte. Sie holen diese, so wie ihr übriges frisches und getrocknetes Obst, Gemüse und andres Gartenwerk, auch Grütze und dergl. von Bamberg herauf, wie wir denn schon von Carlsbad her kaum einen Obstbaum antrafen, woraus man die Höhe und das Winterhafte dieser Gegend erkennen kann. Auch schon in Hof wurde uns gesagt, daß sie ihr Obst und Gemüse, besonders Blumenkohl, aus Nürnberg mit dem Postwagen kommen lassen, weshalb sie im Gasthof einen ordentlichen Accord haben.
7. Von Hof gegen 6 Uhr, nach eingenommenem guten Caffe, ausgefahren. Marmorbruch gleich vor der Stadt, von weitem Umfang. Der Stein wird zum Bauen und Kalkbrennen, nach seinen[154] verschiedenen Eigenschaften gebraucht. Auch sind schon größere Blöcke zu Säulen und andern architektonischen Gliedern angewendet worden. Nicht weniger wurde davon nach Bayreuth geschickt, der daselbst besonders zu Tischplatten verarbeitet wird. Ich sah die Bausteine aus den großen Massen durch Schießen gewinnen. An der einen Seite war ein sehr schönes Motiv zu einer landschaftlichen Parthie. – Bey dem Gute Zettwitz des Hrn. von Plots vorbey, welches schöne Gebäude und Anlagen hat. Abwechselnd Wetter, so wie abwechselnde Chaussee, doch sowohl im Preußischen als Sächsischen und Reußischen durchaus Anfänge dazu, wobey der härtere Thonschiefer, so wie das einbrechende Quarzgestein vortheilhaft benutzt wird. Zwiespalt des Bedienten und Kutschers auf dem Bocke, welcher uns mehr in Leidenschaft versetzte als die Spaltung des römischen Reichs. In Gefäll den Pferden etwas Heu gegeben. Waren auch nicht einmal Eier zu finden. Mittags in Schleiz, im Gasthof zur Sonne gutes Essen und guter Wein. Viele Wappen am Landschaftshause gegenüber, die auf einen sehr ausgebreiteten Lehnhof deuten. Schrecklicher Weg gleich vor der Stadt, und überhaupt übler Weg auf dieser Station. Nach Sonnenuntergang in Podelwitz. Vorher schöner Regenbogen und besondre strahlende und farbige Phänomene[155] in Westen. Uneigennütziger Mann der uns von Podelwitz einen schlechten Weg nach Pösneck wies. Kleiner muntrer Betteljunge, der vom Terminischen kam und uns den Fußpfad nach dem Städtchen führte. Nachtquartier in Pösneck, im goldnen Löwen, einem wohleingerichteten Gasthofe. Zwischen Schleiz und Buch (vor Podelwitz) trafen wir im Hohlwege mehrere Bäume mit sonderbaren horizontalen Wurzeln an. Rechnung auf einem in Kupfer gestochenen Schema. Um 6 Uhr abgefahren. Unterwegs politisirt und neue Titel Napoleons ersonnen. Spaß von subjectiven Prinzen. Ferner Fichtes Lehre in Napoleons Thaten und Verfahren wiedergefunden. Nach Kahla zu Mittag. Spatziergang über die Brücke bis gegen den Erdfall. Sehr angenehme Gegend, mit mancherley malerischen Parthien. Zurück in den Gasthof vom goldenen Stern. Leidlich gegessen. Um 2 Uhr abgefahren, Abends um 6 Uhr nach Jena angekommen. Carl auf die Hauptwache. Briefe von Weimar. Dieselben durch die Boten beantwortet. Ausgepackt, eingerichtet. Mit Major von Hendrich zu Abend gegessen.
9. Ausgepackt. Manches geordnet. Das indeß angekommene durchgesehen. Litteraturzeitung gelesen. Bey Lenz im Cabinette, wo alles in der besten Ordnung gefunden wurde. Spatzieren.[156] Major von Knebel angetroffen, der in Weimar gewesen war und verschiednes erzählte. Bey Major von Hendrich gegessen. Geheime Hofrath Stark. Abends bey Frommann. Vorher Prof. Fuchs. Abends Ständchen der Studenten wegen der Prorectorwahl.
10. Anstalten zur Abreise. Einiges zur Geschichte der Farbenlehre griechischer Epoche. R.A.A. Bartholomä. Polizeysecretär, welcher die Sachen von Carln in Empfang nahm. Hierauf Hr. Geheimerath Hufeland von Berlin, Hr. Dr. und Prorector Gabler. Die Abgeordneten von den Studirenden, wegen der gestrigen Nachtmusik. Dr. Seebeck, welcher von seinen Versuchen über die Oxydation und Desoxydation, über mehr und weniger Erwärmung durch gefärbtes Licht Nachricht ertheilte. Ins anatomische Museum, wo alles ganz ordentlich, aber wegen Ausbleibung der Gläser keine Vermehrung sichtbar war. Nachmittag und Abends bey Major von Knebel, wo Geh. Rath Hufeland und Professor Luden zu Nacht speisten.
11. Früh eingepackt und nach Weimar, woselbst ich Dr. Meyern und seine Frau fand. Auspacken und Einrichtung.
12. Früh verschiedenes geordnet. Auf dem Hofamte mit Hofkammerrath Kirms und von Pappenheim. Bey der regierenden Herzogin. Nach Tische Ordnung der angekommenen Medaillen. Bey Frau[157] von Stein. Abends an den Reisezeichnungen einiges weitergeführt.
13. Früh verschiedenes theils abgethan, theils vorbereitet. Mit Hofkammerrath Kirms Theatersachen behandelt. Graf und Gräfin von Voß aus Berlin nebst Fräulein von Göchhausen. Zu Tische Oberconsistorialrath Lenz und Prof. Fernow. Nach Tische mit Meyers nach Tiefurt. Zeitig zurück und zu Gores, woselbst die regierende Herzogin mit ihren Damen, die Gräfin Backhof und der russische General Metsch zum Thee waren.
14. Egerwasser getrunken. Expedition in der Genslerischen Sache. Bey Hrn. Geh. Rath Voigt. Zu Tische Meyers von Bremen und Professor Meyer. Fernere Ordnung der Medaillensammlung. Abends mit Frau von Stein spatzieren. Nachts Verkleidung der Dr. Meyern in einen Knaben.
15. Geordnet und eingepackt. Nach Jena. Schöner Morgen. Um 11 Uhr angekommen. Einrichtungen gemacht, und was zu thun sey, schematisirt. Nach Tische Dr. Voigt, wegen der Angelegenheiten der naturforschenden Gesellschaft. Buchbinder Wilhelmi, dem das Auftragen der Zeichnungen übergeben wurde. Gegenüberstehende Briefe. An Graf Stolberg, wegen der Galizynschen Gemmensammlung. An Zelter mit dem Ringe. An Blumenbach, Ankündigung Carlsbader[158] Mineralien. An von Mannlich, Dank für die letzte Medaillensammlung. Bestellung einer neuen. Abends zu Major von Knebel, aus den Fenstern etwas gezeichnet. Zum Nachtessen geblieben.
16. Verschiedene von den Reise – Zeichnungsentwürfen weiter ausgeführt. Kam Dr. Meyer mit seiner Frau, welche das mineralogische und naturhistorische Cabinet besahen. Hofrath Voigt und nachher Eichstädt. Über verschiednes neues Litterarisches und einige Recensionen. Er theilte mehrere Bücher mit, die Briefe von Gleim, Müller und Heinse, Jacobi's Schrift dagegen, Steffens Grundzüge der philosophischen Naturwissenschaft. Mittags mit Meyers bey Hrn. von Hendrich. Nach Tische vorstehende Bücher durchgesehen. Abends spatzieren mit Meyers, welche nachher mit ins Schloß gingen und bis gegen neun Uhr blieben. Abschied, indem sie den andern Morgen verreisen wollten. Brief vom Geh. Rath Voigt. Donarien von Meyer.
17. Morgens einiges gezeichnet. Die Geschwister durchgegangen. Kam Dr. Seebeck, mit selbigem einige Versuche in der camera obscura besonders Oxydation und das Entgegengesetzte durch die prismatischen Farben. Mittags bey Hrn. von Hendrich mit Hofrath Volker. Nach Tische einige Zeichnungen aufgetragen, die Angelegenheiten bei Museen[159] weiter überlegt. Kam Major von Knebel, mit dem ich später noch spatzieren ging.
18. Gezeichnet. Expedition nach Weimar wegen der Theatersachen. Brief an Cotta. Waren die Carlsbader Mineralien von Hrn. von Struve angekommen. Machte Dr. Seebeck die Versuche, wegen der Wärme verschiedener Farben. Zu Tische bey Major von Hendrich. Tragische Nachricht von Haugwitzens Entleibung und Hinrichtung. Auf's Cabinet, mit Lenz die neue Einrichtung des Wurm- und Insectenzimmers beredet. Prof. Schelver. Nachher mit Dr. Voigt und Knebel auf dem Museum der naturforschenden Gesellschaft. Abends zu Hause.
19. Egerwasser getrunken. Expeditionen nach Weimar und sonst. Wurden abgesandt: An Zelter mit dem Ring. An Cotta, wegen Absendung des 4. Bandes. An Stolberg, wegen der Galizynischen Gemmensammlung. An Mannlich, Dank für die letzte Medaillensammlung. Bestellung einer neuen. An Blumenbach, Ankündigung der Carlsbader Mineralien. Nach Weimar: An Hofkammerrath Kirms, Engagementssache der Reinholds. An Prof. Meyer, Amsterdamer Rathhaus etc. An General Polizey Director wegen Gensler. An Geh. Rath Voigt. Alles eingeschlossen an Dem. Vulpius mit einer Bestellung, optische Dinge herüberzusenden. Besuch[160] von Prof. Luden. Einige Revision, den vierten Theil meiner Schriften betreffend. Dr. Seebeck gegen Mittag. Versuch wegen der verschieden erwärmenden Eigenschaft der Farben. Bey Major von Hendrich zu Tische. Preußische Fortification von Erfurt. Erinnerung an Akyanoblepsie, von Bibra in Meiningen, Ritter und von Tümplingischer Alumnus. Abends mit Major von Knebel spatzieren, dann bey ihm zum Abendessen. Von der Schädlichkeit der Kartoffeln. »Phädrus Anecdote von Tiberius in Atriensem, so wohlfeil verkaufe er seine Ohrfeigen nicht.« Abends spät das Leben der Kaiser Caracallus und Geta von Lampridius. Dessen Ausführung eines Volksglaubens, »daß die Völker, die einen Gott Lunus haben, ihre Weiber regieren, hingegen die eine Göttin Luna haben, von ihren Weibern regiert würden.« Nicht getrunken. Gezeichnet. Den Vierten Band noch völlig revidirt und abgeschickt. Sowie nebenstehende Briefe. Testimonium für Schnetter. Dr. Heiligenstät, wegen der Batschischen Abfindung. Dr. Hegel; Dr. Seebeck in der camera obscura. Versuche wegen der mehr oder weniger wärmenden Kraft der gefärbten Lichter. Bey Major von Hendrich zu Tische, Frau Hauptmann von Griesheim aus Hessen. Romanhafte Begebenheiten ihres Lebens. »Außer Stand geheirathet.« Nach Tische Zeichnungen aufgeklebt.[161] Älius Lampridius. Der Name Antonin war auf dem Wege ein Kaisernamen zu werden, wie Napoleon und andere. Äußere Kennzeichen der Mineralien, besonders die Farben.
21. Früh an den Landschaften, ihrem Aufziehen und Ajustiren beschäftigt. Hugo Grotius von Luden. Hadrianus von Älius Spartianus. Den vierten Bogen des historischen Theils der Farbenlehre ajustirt und in die Druckerey geschafft. Von Hövel, Geognostische Bemerkungen über die Gebirge in der Grafschaft Mark. Zu Tische bey Major von Hendrich. Neues Arrangement seiner Thalersammlung. Einiges gezeichnet. In den botanischen Garten. Mit dem Gärtner, mit Prof. Schelvern. Cleome pentaphylla. Betrachtungen über das neue Werk von Steffens.
22. Egerwasser getrunken. Brief an von Humboldt nach Rom (Mein Befinden, Dank für sein Gedicht über Steffens und dessen neuste Production). Runges Brief und Aufsatz über die Farben nochmals durchgegangen. Antwort an denselben nach Wolgast. An von Uslar nach Rehburg, wegen Goldschmith. Veränderung im Museum, wodurch die Marina in Ein Zimmer gebracht wurden. Sonstige Anstalten deshalb, Major von Knebel kam mit seinem Sohne, denen ich die Carlsbader Suite, in Bezug auf das noch Erwartete, vorzeigte. Abends Thüringer Chronik.[162] Sehr genaue Nachricht in derselben von einem vom Himmel gefallenen Stein.
Am Napoteonsfest in Frankfurt am Main verhüllte sich beym Feuerwerk zuletzt der Name des Kaisers in einer Rauchwolke, daß er nicht sichtbar war; welches von der Menge als ein Omen ausgenommen wurde.
23. An den Landschaften gearbeitet. Werners geognostische Hefte. Fernere Einrichtung des naturhistorischen Cabinetts. Spatzieren im Paradies. Gegen Abend bey Hofrath Eichstädt. Abends Sendung von Weimar. An Demoiselle Vulpius mit einer Anweisung an Ortmann. An Hrn. Geh.R. Voigt die Copien der Catalogen.
24. Früh spatzieren nach dem Philosophengange. Schöner Morgen. Wernerische Geognosie. Schema zu einem geognostischen Vortrag. Dr. Voigt wegen der nächsten Angelegenheiten der naturforschenden Gesellschaft. Buchbinder Wilhelmi, ihm die Skizzen übergeben. Nachmittag nach Dornburg. Gezeichnet. Abends zurück. Schönes Wetter und angenehme Fahrt. Umstehende Briefe an Humboldt, Runge, Uslar abgesandt. An Magister Stimmel nach Leipzig.
25. Früh spazieren nach der Schwedenschanze zu. Gezeichnet. Spät nach Hause gekommen. Naturhistorisches Museum und dessen Neu-Arrangement. Wernerische Geognosie. Major von Knebel und[163] Dr. Seebeck. Optische Versuche, besonders die paroptischen Farben betreffend. Sächsische Suite durchgesehen. Abends zu Knebel. Gezeichnet. Dr. Voigt und Prof. Luden kamen hin. Neuer Katechismus für die sämmtlichen französischen Christen. Dort gegessen. Den Inhalt der Niebelungen erzählt.
C reatus
Ad
Nullum
Officium
Nisi
In
Curam
Ventris
Sui.
(Aus einem Makulaturblatt von Wismayrschen Notizen von Italien, pag. 210.)
»Den besten Buhlen, den ich hab' (han) liegt
Der wohnt bey mir im Keller;
Er hat ein graues Röcklein an
Und heißt der Muscateller.«
Simon Dach.
An Wolf nach Halle.
26. Eger Wasser getrunken. Die Gelbsachen bei Museen durchgedacht und berichtigt. Bibliothekar Vulpius angekommen, brachte einen Bedienten auf die Probe mit. An Geheimerath von Voigt,[164] Martensische Sachen, rückständige Bauzettel, eingeschlossen an Demoiselle Vulpius.
27. Früh im botanischen Garten. Mit Schelvern pathologische Fälle. Elpenor Anfang. Prof. Hegel, hernach Knebel, Mineralogie und Geologie von Carlsbad. Mineralogisches Cabinet. Bey Seebeck in der camera obscura. Nach Tische vierter Bogen vom 2ten Theil der Farbenlehre. Dr. Voß aus Koppenhagen, mit etwas barscher Voßität. Abends Gäste: Major von Knebel, von Hendrich, Hofrath Voigt, Dr. Voigt, Prof. Göttling. Hofrath Voigt als Clubbcommissarius hat Noth, dem Wirth auf der Rose begreiflich zu machen, daß in ein gekniffenes Maß weniger geht als in ein ordentliches polizeygemäßes, bis er es ihm durch die Papiertüten, die der Materialist vorher aufbläst, ehe er den Taback oder Caffe hineinthut, anschaulich macht. Hinterlistiges Setzen der Holzklaftern auf abhängigem Boden. Gehn an eine runde oder eckige Tafel mehr Gäste? Obiter die Consequenz des reflectirten Lichtes und als wirklich an dem blauen Kronleuchter wahrgenommen!
28. Früh am Elpenor fortgefahren. Hernach Dr. Seebeck und Hofrath Eichstädt. Major von Knebel und Sohn. Mittag bey Hrn. Major von Hendrich, mit Vulpius. Darstellende Erzählung vom Hofapotheker beym weimarischen Vogelschießen. Das Lager von Mühlberg tritt ein. Diadoche der[165] Grobheit von Bode, Buchholz, Brunnquell und Stephani. Regelschiebende Harmonie. Bonifacius Taufema. Question über die Temperatur der Erde. Bonifacius Briefe. Medaille von Ariost. Nachher geognostische Bücher, besonders Agricola De ortu et causis subterraneorum. Abends bey Frommanns, mit Prof. Hegel.
29. Carlsbader Zeichnungen ajustirt. Um zwölf Uhr mit Prof. Hegel über Steffens neuestes Werk. Um 6 Uhr zu Knebel. Altdeutsche Übersetzung des Petrarchischen Werks über das menschliche Leben mit Holzschnitten. Warme Nacht und vollkommen schöner Mondschein. Von Knebels nach Hause begleitet.
30. Carlsbader Zeichnungen ins Portefeuille gebracht. Verschiednes im Cabinet geordnet. Zu Mittag Versuche mit Dr. Seebeck in der camera obscura, die mehr oder weniger erwärmende Eigenschaft der Farben betreffend. Beym Major von Hendrich zu Tische. Neue Münzcatalogen. Nachmittag große Carte botanique d'après Ventenat. Abends in den Doubletten des Mineraliencabinetts verschiednes ausgesucht, besunders Strontiane herausgefunden. Abends Briefe von Weimar. An Wernerburg mit Zusendung seines Aufsatzes über Rousseau.
31. Früh Egerwasser getrunken. Verschiednes zum Schlusse besorgt. Was zunächst zu thun sey,[166] notirt. Papiere und andres eingepackt. Gegen Mittag Major von Knebel und Dr. Seebeck. Über die optischen Dinge, sowie über manches Mineralogische. Briefe, nebenstehende. Briefe: An Wolf nach Halle, ein Wort über Steffens. An Herrn Pierseme (bey den Herren Pfad und Wunderlich) nach Hanau. Abgeschlagenes Theatergesuch. An Hofrath Orlay nach Dresden. Antwort auf seinen lateinischen Brief aus Eger. Zu zwey gegessen, weil Hr. Major von Hendrich weggereist war, um seine Haushälterin zu holen. Nach Tische in dem Instrumentenzimmer herausgenommen, beobachtet u.s.w. Verzeichniß der Münzsammlung, welche den 17. September in Dresden verkauft werden soll. Camera obscura. Nach 5 Uhr zu Dr. Seebeck in Garten. Preisschrift von Weiß. Verschiednes die Farbenexperimente betreffend. Abends zu Hause. Horatii ars poëtica von Schelle. Neue Erklärung der Stelle: Vos exemplaria graeca etc. Kam Hr. Major von Hendrich zurück mit der Nachricht, daß sich die Tümplingsche Familie hier festsetzen werde.
Buchempfehlung
Aristophanes hielt die Wolken für sein gelungenstes Werk und war entsprechend enttäuscht als sie bei den Dionysien des Jahres 423 v. Chr. nur den dritten Platz belegten. Ein Spottstück auf das damals neumodische, vermeintliche Wissen derer, die »die schlechtere Sache zur besseren« machen.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro