Gott-lobende Frülings-Lust

[224] Jauchzet / Bäume / Vögel singet! danzet / Blumen / Felder lacht!

springt / ihr Brünnlein! Bächlein rauscht! spielet ihr gelinden Winde!

walle / Lust-bewegtes Träid! süsse Flüsse fliest geschwinde!

opffert Lob-Geruch dem Schöpffer / der euch frisch und neu gemacht!

jedes Blühlein sey ein Schale / drauff Lob-Opffer ihm gebracht /

jedes Gräslein eine Seul / da sein Namens-Ehr man finde.

an die neu-belaubten Aestlein / Gottes Gnaden-Ruhm man binde!

daß / so weit sein Güt sich strecket / werd' auch seiner Ehr gedacht.

Du vor alles / Menschen Volck / seiner Güte Einfluß Ziele!

aller Lieblichkeit Genießer Abgrund / wo der Wunderfluß

endet und zu gut verwendet seinen Lieb-vergulten Guß.

Gott mit Herz / Hand / Sinn und Stimm / lobe / preiße / dicht' und spiele.

Laß / vor Lieb' und Lobes-Gier / Muht und Blut zu Kohlen werden /

lege Lob und Dank darauff: Gott zum süssen Rauch auf Erden.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 224-225.
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