Gott-lobende Frülings-Lust

[231] Durch diese holde Blum / riech' ich des Schöpffers Liebe.

aus jener hohen Farb / strahlt seiner Schönheit Schein.

Er hauchet / mit dem West / mir seine Süßheit ein.

Auf Rosenblättern / er sein sanfftes Herz beschriebe.

Sein Güte / mir zu gut / sich durch die Schoß austriebe.

Es fliest aus seiner Brust der Seeler-Kähle Wein /

macht alle Lieblichkeit vollkommen gut und rein /

die ohn den Lebensgeist ein tode Lust nur bliebe.

Er macht ein Wasserwerk / begiest mit Gnaden Safft

die Sternen-Schal / und machts in uns aus ihnen springen:

von uns / im Jubel-Thron / durch hohe Danckes-Krafft /

die Glück -vermehrten Ström empor auch wider dringen.

Es ist die ewig Ruh allein dahin bemüht /

daß uns in allem Ding ihr Lieb erscheint und blüht.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 231-232.
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