2. Lob-Lied / Der schönen Euthymia oder Gemüts-Ruhe

[254] 1.

Schöne Euthymia / zierde der Tugend /

Schätzbares Kleinod / wolständig der Jugend /

theuer und schätzbar zu unseren Zeiten /

Siegerin aller Entpörung und Streiten!


2.

Alle die Speisen die kanstu versüssen /

daß wir sie seelig und frölich geniessen.

Deine Gesellschafft dermassen ergötzet /

daß sie die Einöd der Wüsten ersetzet.


3.

Holde Ergetzerin ängstiger Sorgen /

was schon vorhanden auch künfftig verborgen!

einige Hüterin alles vergnügen /

künstlich und dienstliches Werkzeug zum siegen!


4.

Mächtig-und prächtige König-Reichswürden /

weichenden reinesten Himmels-Begierden /

Wunder der schönen / dich einig zu lieben.

wer dich besitzet / lebt ohne betrüben.
[255]

5.

Zepter und Kronen / Lufftflüchtige Ehren /

Glückes-begünsten / wie Monden / verkehren;

Sieges Prachts-Fahnen und Palmen vergehen:

meine Euthymia Ewig bleibt stehen.


6.

Spiegel ja rechtes selbständiges Wesen

höhestes Glückes / so machet genesen!

Wenderin aller Herz-plagenden Sachen!

nimmermehr lästu den Kummer erwachen.


7.

Herzens-Beherrscherin / Fürstin der Sinnen /

Herzogin meiner Gedanken beginnen!

höchlich verlang' ich / dir dienend zusterben /

wann ich nur könte dein beyseyn erwerben.


Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 254-256.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte