51. Auf die ruhige Nacht-Zeit

[380] 1.

Sternen-bunter Himmels Thron /

und du Mond der Nächte Kron!

leuchtet / weil den Sonnen-Strahl

uns benimmt der Erden Ball.


2.

Stillheit / der Gedanken Grab!

stelle Sorg' und Grämen ab.

Stille / stille / still' in mir /

alle Herzbewegungs-Gier!


3.

Nun die Musik in der Lufft

schläfft in holer Bäume Klufft /

ruht und kommet mir nit für

in der Gott-Erhebungs Gier.


4.

Süsser Gottes-Gnaden-Safft

der auch schlaffend Glück verschafft!

fliesse mir in Träumen ein /

meiner Wolfahrt Schein und Seyn!


5.

Schatten / Freund der Ruhigkeit!

Nacht / du Müh'-Ergetzungs-Zeit![381]

ihr solt nie so dunkel seyn

daß ihr blendt der Ehren-Schein.


6.

Und du meiner Ruhe Ruh /

Herzen-Herrscher / komm herzu /

sey du selbst mein schlaff-Gemach:

gib / daß ich dir schlaffend wach.


7.

Meine Augen / schliesset euch /

seit an Ruh-Gebährung reich!

aber du / mein Geist / betracht /

lobe Gott um Mitternacht!


Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 380-382.
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