339. Teufelsgraben

[320] In der Nähe des Dorfes Rappersdorf, das nicht weit von der Stadt Strehlen in Niederschlesien liegt, erblickt man in flachem Boden einen tiefen Graben, gegen einen etwas entfernten Bach laufend, welcher vom Volk der Teufelsgraben genannt wird. Ein Bauer aus Rappersdorf war sehr in Not, weil er nicht wußte, wie er das überhandnehmende Regenwasser von seinen Feldern ableiten solle. Da erschien der Teufel vor ihm und sprach: »Gib mir sieben Arbeiter zur Hilfe, so will ich dir noch in dieser Nacht einen Graben machen, der alles Wasser von deinen Äckern abzieht und fertig sein soll, eh der Morgen graut.« Der Bauer willigte ein und überlieferte dem Teufel die Arbeiter mit ihren Werkzeugen. Als er am folgenden Tag hinausging, die Arbeit zu besichtigen, war zwar der große breite Graben vollendet, aber die Arbeitsleute waren verschwunden, bis man die zerrissenen Glieder dieser Unglücklichen auf den Feldern ringsumher zerstreut fand.[320]

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 320-321.
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