380. Sage von den Hunnen

[351] Zu Jornandes' Zeit ging eine mündliche Sage um, die er zwar verwirft, wonach die Hunnen nicht aus Szythien gekommen wären, sondern anderswoher. In Britannien oder auf irgendeinem andern Eilande seien sie (auf ihrer Wanderung) vormalen in Knechtschaft geraten, aber durch das Lösegeld eines einzigen Pferdes wieder in Freiheit gesetzt worden.

Im Mittelalter glaubte man hernach, die Hunnen und Türken, die für ein Volk galten, wären Ungetüme, von einem Zauberer mit einer Wölfin zusammen erzeugt. Sie selbst scheinen diesen Aberglauben, um die Furcht vor ihnen zu mehren, geflissentlich ausgebreitet zu haben. Noch heutzutage hat er sich an der türkischen Grenze unter den östreichischen Christen erhalten (Sismondi, I, p. 54).[351]

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 351-352.
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