32. Auff den Tod des Herren

[175] Wen wundert daß man nicht Tag in dem Mittag findet/

In dem das wahre Licht in Todes Angst verschwindet?

Wen wundert daß die Erd erzittert und verfält/

Weil den/ der alles hält/ das Creutz genagelt hält?

Der Tempel wird entdeckt/ der Vorhang ist zurissen/

Weil Gott sein Wohnhauß läst/ die Todten selber müssen

Aus ihren Gräbern gehn/ in dem das Leben stirbt/

Un die Natur mit ihm sein Meisterstück verdirbt.

Kan iemand über diß ihm noch Gedancken machen?

Mich wundert diß allein/ daß noch hir Menschen lachen.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 175.
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