183. Der Elternmörder zu Salzwedel.243

[163] Am 15. April des Jahres 1614 ist unter dem Thorwege des damals noch zu Salzwedel stehenden St. Annenklosters ein greuelvoller Meuchelmord geschehen. Ein Kaufdiener, mit Namen Dietrich Schulze, erstach nämlich seinen Vater und seine Mutter, zuerst den Vater mit vier Stichen, dann als die Mutter dem Vater zu Hilfe eilen wollte, auch diese mit dreien. Der Mörder wurde zum Tode verurtheilt und dieses Urtel wurde am 4. Mai desselben Jahres an ihm vollzogen. Zuerst wurde ihm die rechte Hand abgehauen, womit er die Greuelthat begangen hatte, dann wurde er dreimal mit glühenden Zangen gezwickt, nämlich einmal auf dem Markte, dann vor dem Hause, wo er den Mord verübt, und zuletzt im Thore selbst. Hierauf wurde er zur Gerichtsstätte geschleift, und daselbst von unten auf gerädert. Sein Körper wurde auf das Rad gelegt, halb sitzend und halb liegend. Dabei war es denn wunderbar anzusehen, wie die rechte Hand des Mörders, womit er seine verruchte That verübt hatte, noch drei Tage lang auf dem Rade blutete.

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Nach Pohlmann a.a.O. S. 387.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 163.
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