193. Der seinen Kopf fordernde Gehenkte.255

[173] Ein ganz glaubwürdiger Prediger erzählte, daß zu der Zeit als er zu Stendal Diaconus gewesen, allda ein Branntweinbrenner die Hirnschale von einem gehenkten Diebe gebraucht, den daraus destillirten Geist oder Spiritus unter seinen Branntwein zu mengen, damit er desto besser abgehen möchte, wie denn dergleichen Leute oftmals aus verfluchtem Geiz sich auf solche abergläubische und zauberische Händel legen. Als er nun in der Nacht, wie denn solche Kinder der Nacht meistentheils ihre Werke der Finsterniß im Dunkeln verrichten, damit beschäftigt war, trat dieser vor wenigen Tagen gehenkte Dieb (oder der böse Feind in dessen Gestalt) durch die Thüre, die sich von selbst aufthat, in die Kammer, sah diesen Branntweinbrenner und Alle, die in der Kammer waren, eine Weile steif an und sagte endlich zu diesem: Höre, gieb mir meinen Kopf wieder.

255

Nach Remigius Th. II. S. 250.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 173.
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