207. Der Altmarkstädte Namen und Ruhm.270

[192] Ueber die Namen und die Eigenschaften der 7 hauptsächlichsten Städte der Altmark existirt ein Volksreim, der lautet also:


De Stendaler drinken gerne Win,

De Gardeleger wöllen Junker sin,

De Tangermünder hebben den Moth,

De Soltwedler hebben det Goth,

De Seehuser dort sin Ebentur (Abenteurer),

De Werbner geben den Weiten dhur (den Weizen theuer).

De Osterburger wollen sich reken

Und deden den Bullen vor den Bären steken.


Diese Verse beziehen sich darauf, daß die Stendaler Weinbau treiben, die Gardeleger als stolz gelten, die Tangermünder muthig in den Fehden ihres Fürsten stritten, die Salzwedeler als Einwohner einer Hansestadt durch Handel reich wurden; den Seehausern ward nachgesagt, sie hätten sich sehr gern auf die See begeben und die Inseln der Glückseligkeit gesucht, aber nicht gefunden, die Werbner benutzten die Fruchtbarkeit ihrer Gegend »in der Wische« genannt zu lebhaftem Getreidehandel, von den Osterburgern aber erzählt sich das Volk, sie hätten einmal eine Heerde Ochsen, die nach der Stadt zu kamen, für Bären angesehen und sich gegen sie mit Spießen, Mistgabeln und Stangen gerüstet und selbige damit abtreiben wollen.

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Nach Temme S. 51 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 192.
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