219. Die Wette um das Thor zu Gardelegen.282

[199] In der Stadt Gardelegen war in früheren Zeiten am Ende der Burgstraße nach der Isenschnibbe hin ein Stadtthor, das Schnibbenthor genannt. Das war für die Herren von Alvensleben, welche die Gerichtsbarkeit über die Burgstraße hatten, und mußte Tag und Nacht für sie offen gehalten werden. Darüber entstand mancher Streit zwischen denen von Alvensleben und dem Magistrat der Stadt. Endlich wurde jedoch allem Hader auf einmal ein Ende gemacht. Denn als eines Tages der Magistrat und der älteste Herr von Alvensleben bei einem freien Mahle in der Stadt beisammen saßen, da wetteten sie mit einander, daß das Thor auf ewige Zeiten verschlossen bleiben solle, wenn der Magistrat es während der Zeit zumauern lassen könne, als der Herr von Alvensleben zu Rosse um die Stadt jagen werde. Der Magistrat nahm daher die flinksten Maurerleute zur Hand und der Herr von Alvensleben bestieg sein bestes Roß, das er im Stalle hatte. Der Magistrat gewann aber die Wette, denn der Herr von Alvensleben stürzte mit dem Pferde, als er ganz nahe am Ziele war.

282

Nach Ziehnert Bd. I. S. 235 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 199.
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