263. Der dreibeinige Hase.328

[223] Nieder-Finow war der Sage nach früher eine Stadt und hieß Ninifeh, auch findet man noch manchmal in den Bergen altes Mauerwerk, jetzt heißt der Ort aber Nieder-Finow von der Finow. Früher hatte er auch drei Märkte, die sind aber auf die Städte Oderberg, Freienwalde und Neustadt übergegangen, deren jede jetzt vier statt früher drei hat. Man sieht aber an diesem Orte manchmal den dreibeinigen Hasen. Z.B. hatte ihn eine Frau im Keller sitzen, er mußte ihr des Nachts buttern. Der Nachtwächter hat es oft gesehen, wenn er zum Kellerfenster hineinguckte, der Hase aber hat sich gar nicht stören lassen, sondern nur gerufen: et kuckt, et kuckt! Dieser Frau ging auch nie das Geld aus. Sie hatte aber auch immer einen dicken Fuß. Als derselbe dünner wurde, da war es auch mit ihr zu Ende: sie starb. Da hat ihr Knecht aber gesehen, daß der Geist als ein feuriger Streifen zum Schornstein hinausgeflogen und zu ihrer Tochter in das Haus gezogen ist. Das war der Drak oder Kobold, wie man ihn auch nannte.

Manchmal hat sich aber dieser dreibeinige Hase auch auf der Dorfstraße gezeigt. Einst kamen Mädchen aus der Spinnstube, es war so recht heller Mondenschein. Da kam der dreibeinige Hase auf sie zu gehuppelt, daß sie[223] Alle Hals über Kopf ins Haus stürzten. Einer hat er aber noch die Zwickel in den Strümpfen zerrissen. Wie aber einer mit einer Laterne gekommen, ist er wieder so weggehuppelt, wie er gekommen war.

328

Nach Pröhle S. 81 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 223-224.
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