265. Der Küselwind.330

[224] In der Mark weht zuweilen ein sogenannter Küselwind, der großen Schaden anrichtet. Einst hatte er Einem ein ganzes Fuder Erbsen aufgehoben und der Bauer hat nichts wieder davon zu sehen bekommen. Da sind nun einmal die Leute von Stolzenhagen bei der Ernte beschäftigt gewesen und die Aehren haben schon im Schwat gelegen, so ist ein Küselwind gekommen. »Der soll uns nichts thun«, sagt Einer und nimmt ein Messer, und wie der Küselwind dicht heran ist, so wirft er es mit der Spitze hinein. Richtig ist auch Alles verschwunden gewesen, von dem Messer aber hat Niemand eine Spur auffinden können. Wie die Stolzenhagener nun im Winter mit Weizen nach Oderberg fahren, ist dem Bauer es wunderbar ergangen. Er hat beim Bäcker also schon abgeladen und geht in die Stube, wo der Bäcker ihm ein Frühstück hingesetzt hat, wie das so Sitte ist. Da sieht er auf dem Tische sein Messer liegen, der Bäcker aber hinkte. »Kennst Du das Messer?« fragte ihn der Bäcker. »Ja wohl!« sagt der Andere. »Nun[224] diesmal mag es Dir so hingehen«, sagte der Bäcker, »Du hast es mir hier in's Bein geworfen, laß es Dir aber nicht wieder beikommen, so etwas zu thun.«

330

Nach Pröhle a.a.O. S. 83.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 224-225.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band