269. Die Wiedereroberung Magdeburgs.334

[226] Die Stadt Magdeburg, die schon 47 vor Chr. Geb. von dem römischen Feldherrn Julius Cäsar erbaut worden sein soll, war nach Karls des Gr. Zeiten von den Wenden und Ungarn ganz verwüstet worden, so daß nur eine sehr geringe Anzahl armes Volk, meist Fischer, daselbst geblieben sind, die ihre Hütten so gut sie gekonnt wieder aufgebaut hatten. Ein solcher wüster Flecken ist Magdeburg geblieben bis zur Zeit des Kaisers Otto. Dieser schenkte den Flecken und die dabei gelegene Burg seiner ersten Gemahlin, der Kaiserin Editha, zur Morgengabe, dahero sie auch besondern gnädigen Gefallen daran getragen und den Kaiser, ihren Gemahl, gebeten hat, darein zu willigen, daß aus dem schlechten Flecken eine große schöne Stadt gebaut werde. Das erlaubte ihr der Kaiser, gestattend, daß sie Burg und Flecken nach ihrem Gefallen erweitern und befestigen möge. Wie nun der Kaiser also ihre Bitte gewähret, ist sie in einen Wagen gestiegen und hat sich herumfahren lassen, und hat selbst die Länge und Weite der neuen Stadt besehen und ausgesetzt, worauf denn nun alsbald im folgenden Jahre, 940 nach Geburt des Herrn, Magdeburg zu einer vornehmen Stadt zu erweitern und zu bauen angefangen ist. Die alte Stadtmauer ging aber in folgender Weise: nämlich am Ulrichsthor, am Marstall und am Barfüßerkloster, zu Ende des neuen Scharrens, wenn man vom breiten Wege hineingeht, in der neuen Petristraße hinter den Häusern und Gärten, wo vor diesem der Diaconus gewohnt hat; auch ging die alte Stadtmauer über den St. Johannis-Kirchhof, da wo ehemals die St. Stephanskirche gewesen, welche nachher der Elenden-Kirchhof hieß; eben so war ein Stadtthor an der Stelle des Schwibbogens des Hauses der Seidenkrämer-Gilde.

334

Nach Gottfr. Gengenbach, Stadt Magdeburg, d.i. kurze Beschreibung der Stadt Magdeburg. Magdeburg 1678 in 4°. S. 8 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 226-227.
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