302. Die Kindesmumie im Dom zu Magdeburg.369

[249] In einem Verschlage der Domkirche zu Magdeburg und zwar in einem roth ausgelegten, mit aromatischen Kräutern ausgefüllten Sarge wird noch heute der unverweste Leichnam eines zarten Kindes weiblichen Geschlechts verwahrt. Das Todtenhemdchen desselben ist von seiner Leinewand und das Kleidchen von weißer Seide mit rothseidenen Schleifen und Quasten. Das ebenfalls seidene Mützchen ist mit Gold und feinen Spitzen besetzt. Nach der Sage wäre das Kind eine Prinzessin, Tochter des polnischen Herzogs Prebislav und seiner Gemahlin Luidgard von Mecklenburg. Letztere war von ihrem Gatten durch Meuchelmord aus der Welt zu schaffen versucht worden, weil sie ihm keine Kinder gebar; allein es war ihr gelungen nach Magdeburg zu entfliehen, wo sie wunderbarer Weise eine Tochter gebar; allein ehe man noch ihrem Gatten Nachricht von ihrem Leben und der Geburt einer Prinzessin geben konnte, starben beide um das Jahr 1280 daselbst an der Pest.

369

Nach Relßieg Bd. I. S. 367 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 249.
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