372. Der schädliche Hexenrath.458

[328] Den 17. September des Jahres 1521 hat es sich zu Dölkau im Stifte Merseburg begeben, daß einem Bauer aus seinem Wandschränklein eine Summe Geldes, die er zu Bezahlung zweier erhandelten Aecker hat anwenden wollen, hinweggekommen ist, deswegen er hingegangen ist und eine Hexe unweit Halle um Rath gefragt hat. Diese spricht, der Knecht habe es ihm entwendet und auf dem Heuschuppen versteckt, unter der andern Latte auf der linken Hand solle er suchen, es würden zwei Bund Weizenstroh darüber liegen. Der Bauer verspätete sich, also daß er langsam heimkommt; die Begierde aber, sein Geld zu finden, treibt ihn, daß er eine kleine Lampe heimlich[328] anzündet und in den Hut stellt, auch damit, indem das Weib, Kinder und Gesinde speiste, hinaufsteigt, die Lampe auf den Hut setzt, das Weizenstroh bei Seite werfend. Darüber hat er unversehens das Licht umgestoßen und durch die verwahrlosete Entzündung sich sammt drei Nachbarn um Haus und Hof gebracht. Er aber mußte noch dazu drei Jahre das Land meiden und die Hexe kam zu dem Orte, der ihr gebührte, nämlich auf den Holzhaufen, also daß sie ferner kein Unglück stiften konnte.

458

Nach Vulpius S. 216.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 328-329.
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