388. Von dem Bier zu Erfurt und andern im deutschen Reich.476

[337] In der Stadt Erfurt ist dereinst ein Bier gebraut worden, welches in ganz Thüringen berühmt gewesen ist, also daß Herr Johann Philipp Eyfel am 17. (27.) Mai des Jahres 1689 eine öffentliche Dissertatio circularis medica de cerevisia Erfurtensi gehalten, so auch im Druck erschienen ist. Einen besondern Namen hat es jedoch nicht gehabt und ist späterhin von einem andern leichtern verdrängt worden. Doch hat man dort auch den Breyhan gebraut, ein aus Gerste gemachtes Getränk, so seinen Namen von Conrad Breyhan hatte, der es zu Stöcken, einem bei Hannover gelegenen Dorfe, im Jahre 1526 erfand. Von diesem Biere giebt es einen Spruch, der so lautet:


Grandia si summo fierent convivia coelo

Breyhanam superis Jupiter ipse daret.


(Wenn im hohen Himmel einst ein Gastmahl veranstaltet würde, würde Jupiter selbst den Göttern Breyhan vorsetzen.)


Ueberhaupt hatten die Biere in Deutschland damals merkwürdige Namen. So hieß das Bier, welches zu Goslar gebraut ward, Gose; das zu Dassel: der Hund; das zu Wettin: Keuterling; das zu Königslutter: Duckstein; das zu Eckernförde in Holstein: Quackelteis oder Cacabella; das zu Wismar: Kniesenack; das zu Ratzeburg: Rummeltheis; das zu Teschen in Oberschlesien: Mazerz; das zu Oppau: Merz; das Stadtbier zu Leipzig: Rastrum; das zu Zadeck in Böhmen: Samecke; das zu Gardelegen: Garlei; das zu Tecklenburg[337] in Westphalen: Griesing; das zu Osnabrück: Buße; das zu Münster: Kolth; das zu Braunschweig: Mume; bei Jena wurde in einem Dorfe ein Bier gebraut, welches Mord und Todtschlag genannt wurde, und zu Breslau verkaufte man ein Bier, welches Schöpffs oder Schöps heißt, worauf man folgende zwei Sprüche gemacht hat:


O Schoeps, Schoeps, te libenter bibit omnis plebs,


(O Schöps, Schöps, es trinkt dich gern aller Plebs)

und

Schoeps caput ascendit, nec scalis indiget ullis,

Cespitat in stirnis, mirabilis intus in hirnis.477


(Der Schöps steigt zu Kopf und braucht keine Leiter, er sitzt in der Stirne und wunderbar auch im Gehirne.)

476

S. Falkenstein S. 1072.

477

Dies sind sogenannte macaronische Verse.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 337-338.
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