500. Die Kirche zu Schmiedefeld.591

[459] Von Suhl aus ostwärts führt eine gute Fahrstraße beim Dorfe Schmiedefeld vorüber auf die schöne Chaussee, die von Schleusingen nach Ilmenau geht. Auf diesem Wege kommt man über den Todtenberg oder Rothen Berg. Hier läßt sich auch alle 7 Jahre eine weiße Jungfrau sehen, die einen Schatz hütet, an den ihre Erlösung geknüpft ist. Sie bezeichnet die Stelle, wo derselbe ruht, ganz genau. Es müssen aber nur Berufene und Reine sein, die den Schatz gewinnen können. Einmal kamen zwei Schmiedefelder Bauern, der eine hieß Hans Toffel und der andere Michel Henner, und machten sich an die Schatzgräberei; da kam plötzlich ein grausames Hagelwetter über die Beiden und ein Hagel von Steinen obendrein, der an ihren Köpfen vorübersauste und ihre Pelze traf, da ließen beide ab vom Schatzgraben.

Eigen erging es beim Bau der jetzigen Kirche zu Schmiedefeld. Es war[459] für dieselbe ursprünglich ein ganz anderer Platz bestimmt als der, auf dem sie jetzt steht. Man fuhr die Steine an, die gezimmerten Balken auf den Bauplatz, am andern Tage aber lag Alles wieder anderswo, aber in guter Ordnung. Die Maurer gruben am Grunde, aber am andern Morgen war Alles wieder zugeworfen und Niemand vermochte zu ergründen, von wem? So wählte man den heutigen Platz, worauf sich dann der Bau wundersam und gleichsam von selbst förderte und die Kirche schön und stattlich erbaut ward.

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Nach Bechstein Bd. II. S. 34.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 459-460.
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