501. Der Name der Grafschaft Mansfeld.592

[460] Der Stammherr der Grafen von Mansfeld gewann dem Kaiser, seinem Herrn, viele Schlachten in Italien. Aus Freude darüber erlaubte ihm der Kaiser, sich eine Gnade auszubitten, und der Graf bat um so viel Land in Thüringen, als er mit einem Scheffel Gerste umsäen könne. Das gewährte der Kaiser gern und der Graf fuhr mit einem kaiserlichen Rathe nach Deutschland, und als sie nach Wallhausen kamen, fing er zu säen an. Er hieß seinen Kutscher langsam fahren und zettelte eine Hand voll Gerste nach der andern über das Feld. Sie fuhren im Kreise über 202 Dörfer und so entstand die jetzige Grafschaft Mansfeld. Der kaiserliche Rath aber glaubte, sein Herr, der Kaiser, sei betrogen, und verklagte den Grafen bei ihm, daß er des Kaisers Gnade gemißbraucht habe. Da lachte der Kaiser und sprach: »Gesagt ist gesagt! Kaiserliches Wort muß wahr bleiben, wie man es auch deutet. Das ist des Mannes Feld!« Darum heißt die Grafschaft bis auf den heutigen Tag Mansfeld und die Grafen führen (Rauten, Wicken) Gerstenkörner im Wappen.

Eine andere Sage führt den Namen Mansfeld zurück bis auf König Artus' Tafelrunde. Dort zeichnete sich durch sein rothes Haar ebensowohl wie durch seine Tüchtigkeit Ritter Hoven der Rothe aus. Von ihm soll König Artus gesagt haben, das ist ein rechter Mann im Felde, und deshalb sei er der Mansfelder genannt worden. Allein das Wappen der noch in England blühenden Mansfields in Middlesex hat keine Aehnlichkeit mit dem der Mansfelder Grafen.

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S. Thüringen und der Harz Bd. VI. S. 111. Grimm, Deutsche Sagen Bd. II. S. 569.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 460.
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