630. Die Jungfrau von der Ilburg und Frau Holle.742

[585] Es ist einmal ein Bergmann gewesen, der ist bei Ilfeld auf den Burgberg hinaufgegangen. Da hörte er im Busche ein Niesen und sprach: »Gott helf Dir!« Es nieste zum zweiten Male, er sprach wieder: »Gott helf Dir!« Es nieste zum dritten Male, er sprach abermals: »Gott helf Dir!« Da[585] stand eine weiße Jungfer mit Schlüsseln in dem Busche und winkte ihm, und er hat sich hier einen Schatz gehoben. Auch einem andern Manne hat diese Jungfrau eine Tonne voll Geld gegeben.

Frau Holle hat sich mit der Schlüsseljungfrau nicht gut vertragen können, denn Beide haben dort auch zusammen gewohnt. Da hat einmal die Jungfer, die stärker als Frau Holle war, dieselbe in einen Kasten gepackt und ein Junge hat sie nach Neustadt unterm Hohnstein bringen und dort ins Wasser werfen müssen. Seitdem hat sich Frau Holle noch nicht wieder sehen lassen. Die Jungfer hat den Jungen später zur Belohnung bei einem Kaufmann in Neustadt in die Lehre gebracht und ist ihm jedes Mal erschienen, wenn er Unrecht gethan hat.

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S. Pröhle, Harzsagen S. 227.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 585-586.
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