656. Die heiligen Mönche zu Hettstedt.770

[616] Die Mönche im Kloster zu Hettstedt sind gar lustige Brüder gewesen; sie haben eine Schäferbrüderschaft gegründet und da mußten denn am Tage Laurentii viele Schäfer aus der Umgegend mit Weib und Kind nach dem[616] Kloster ziehen und fröhlich bis tief in die sinkende Nacht mit den Mönchen trinken und essen. Sie sind aber besonders wegen ihrer Freundschaft für junge Frauen und Mädchen berüchtigt gewesen. Einst soll einer ihrer Brüder eine schmucke Dirne in ein Bund Stroh gepackt ins Kloster haben einpaschen wollen, da ist aber das Stroh aufgegangen und sie ist im Klosterhofe auf die Erde gefallen. Da haben die Andern gerufen: »Ei seht doch, Bruder Franciscus – dies war sein Name – läßt das Korn fallen, ehe er es gedroschen hat.«

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S. Sagen aus der Vorzeit des Harzes S. 416.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 616-617.
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