736. Austern und Kröten.853

[695] Die heutige Domäne Dahlheim bei Paderborn war einst ein reiches Kloster, dessen Mönche mehr an's gute Leben denn an's Beten dachten, namentlich umgingen sie die Fasttage, wo sie die Eier und Fische köstlicher zubereiten ließen, als wenn sie Fleisch gehabt hätten. Einmal am Aschermittwoch standen auf der Klostertafel viele Schüsseln mit den fettesten Austern; wohlgefällig lächelnd ergriff der Prior ein Messer, um eine der kostbaren Muscheln zu öffnen, aber dieselbe verwandelte sich in seiner Hand in eine ekelhafte Kröte. Erschreckt sprang er vom Stuhle auf und ebenso die andern Mönche, denn alle Austern verwandelten sich in dieselben scheußlichen Thiere. Seit der Zeit haben die Mönche keine Austern mehr gegessen.

853

S. Seiler S. 26.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 695.
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