790. Die Stiftung des Klosters Bocke bei Paderborn.912

[744] Bei dem alten Schlosse Bocke bei Paderborn erbaute im Jahre 836 der dasige Bischof Badurad eine Pfarrkirche und schenkte dahin zur Aufbewahrung die aus Cambray, erhaltenen Gebeine des heiligen Landelin, eines edlen Franken, der sich mit Ausbreitung des Christenthums eifrig beschäftigt hatte. Ueber diese Gebeine stiftete aber im Jahre 1101 der Graf Erpo von Padberg, ein arger Raubritter, ein Mönchskloster für Benedictiner und giebt selbst als Grund seiner Bekehrung in der Stiftungsurkunde folgende Begebenheit an. Er hatte lange Jahre schon die ganze Umgegend durch seine Raubzüge unsicher gemacht, da fiel es ihm ein, eine jetzt nicht mehr vorhandene Ortschaft, Horhusen, zu überfallen, weil er sich von dieser irgendwie beleidigt und verletzt glaubte. Er machte auch sofort Anstalt dazu, zog mit einer starken Macht gegen sie, schlug ihren schwachen Widerstand mit wenig Mühe nieder und begann den Ort in Brand zu stecken. Da liefen einige Bürger in die Kirche des heil. Märtyrers Magnus, holten aus derselben das Bild des am Kreuze hängenden Christus und kamen dem Wütherich, wie er sich selbst nannte, damit entgegen. Der vor Zorn ganz unsinnige Ritter unterstand sich aber, mit seinem Schwerte die auf dem Haupte des Bildnisses Christi befindliche Dornenkrone zu durchhauen. Als nun ein Theil zur Erde fiel, spürte er sogleich die Rache Gottes, denn die Hand, welche eben das Schwert gezückt hatte, ward auf der Stelle von einem so unbeschreiblichen Schmerz gequält, daß sie davon verkrümmte. Da ward der Bösewicht inne, daß Gott ihm sein Strafgericht zuschicken wolle; er ging in sich und that sich von allem gottlosen Thun vollständig ab und gab mit Einwilligung seiner Gattin der Kirche des heil. Magnus ein zweipflügiges Erbe und dem Kloster zu Bocke alle seine beweglichen Güter. Indeß ward der Bau nach seinem und seiner Gemahlin Tode eingestellt und die Gebeine des heil. Landelin durch die angeblichen Erben Padbergs, die Grafen von Nitehn (Nethe) nach deren Gute Flechtorp im heutigen Fürstenthum Waldeck versetzt und dort ein Kloster gestiftet.

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S. Fischer, Die Burgvesten der Preuß. Monarchie Bd. I. S. 291 etc. Gottschalck Bd. IV. S. 243 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 744.
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