823. Die drei Kreuze.944

[776] Im sogenannten Kurret am Berge an der Landstraße von Osnabrück nach Melle in der Bauerschaft Uedinghausen stehen drei Kreuze von Stein, die haben einen traurigen Ursprung. Einst hausten drei Räuber hier, die hatten einmal einen guten Fang gethan und wollten an dieser Stelle die Beute theilen. Da entsendeten die beiden ältern den jüngern in das nächste Dorf, er solle ihnen Speise und Trank holen. Unterdeß aber machten sie mit einander aus, daß, wenn derselbe zurückkäme, einer von ihnen ihn unversehens ermorden solle, damit sie den auf ihn fallenden Theil der Beute bekommen möchten. So thaten sie auch; als er zurückkam, stieß ihm der eine Bösewicht den Dolch von hinten in den Rücken. Allein ihre Unthat bekam ihnen schlecht, denn als sie sich nun zum Essen niedersetzten und die von ihm mitgebrachten Speisen verzehrten und den Wein dazu tranken, tranken sie ihren Tod, der junge Räuber hatte aus gleicher Habsucht denselben vergiftet, um seine beiden Diebsgenossen selbst berauben zu können. Wo die Unthat geschah, stehen heute noch drei Kreuze im Walde.

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S. Kuhn I. S. 76.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 776.
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